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Welttag gegen RassismusIn Behörden muss ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus geschaffen werden

21.03.2021 – 10:15

Deutsches Institut für Menschenrechte

Welttag gegen Rassismus
In Behörden muss ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus geschaffen werden


















Berlin (ots)

Anlässlich des Welttags gegen Rassismus am 21. März erklärt das Deutsche Institut für Menschenrechte:

„Mit der Einberufung des Kabinettsausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus sowie mit dem im November 2020 beschlossenen Maßnahmenkatalog hat die Bundesregierung ein wichtiges Zeichen gesetzt: Sie hat Rassismus als Bedrohung für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt anerkannt und sich dazu bekannt, ihm aktiv zu begegnen.

Bei der Umsetzung des verabschiedeten Maßnahmenkatalogs ist es allerdings entscheidend, dass ein Struktur- und Mentalitätswandel in den Behörden, insbesondere auch in Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden, tatsächlich eingeleitet wird. Denn Rassismus ist ein tiefwurzelndes Problem, das sich nicht allein in individuellen Einstellungen findet, sondern gerade auch in Verfahren und Handlungsroutinen niederschlägt.

Der dringend gebotene Wandel kann nur gelingen, wenn Behörden in Bund, Ländern und Kommunen sich der Tatsache stellen, dass struktureller und institutioneller Rassismus zur täglichen Realität in Deutschland gehört und dass rassistische und andere menschenverachtende Einstellungen auch in staatlichen Institutionen zu finden sind.

Innerhalb der Behörden muss durch Bildungsmaßnahmen ein stärkeres Bewusstsein für Rassismus geschaffen und die konkrete Bedeutung des in Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz verankerten Verbots rassistischer Diskriminierung vermittelt werden. Wissensvermittlung über Rassismus und Antisemitismus muss ein regelmäßiger Bestandteil von Aus- und Fortbildung in der gesamten öffentlichen Verwaltung, bei der Polizei und in der Justiz sein. Nur so können eine konsequente Strafverfolgung rassistischer, antisemitischer und rechtsextremer Straftaten gewährleistet sowie ein diskriminierungsfreier Zugang zum Recht ermöglicht werden.

Diskriminierende Praktiken wie Racial Profiling, die Aufdeckung rechtsextremer Chatgruppen und handlungsorientierter Netzwerke bei Sicherheitsorganen untergraben insbesondere das Vertrauen der von Rassismus Betroffenen in staatliche Institutionen. Dieses Vertrauen gilt es wiederherzustellen.“

Weitere Informationen:

Hendrik Cremer (2020): Das Verbot rassistischer Diskriminierung. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte

https://ots.de/iHaS3m

Rassistische Straftaten erkennen und verhandeln. Ein Reader für die Strafjustiz. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte (2018)

https://ots.de/PlVENE

Rassismus und Menschenrechte. Materialien für die Fortbildung in der Strafjustiz. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte (2018)

https://ots.de/mR8TAI

Pressekontakt:

Bettina Hildebrand, Pressesprecherin
Telefon: 030 259 359 – 14 Mobil: 0160 966 500 83
E-Mail: hildebrand@institut-fuer-menschenrechte.de
Twitter: @DIMR_Berlin

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Weltwassertag am 22. März: Menschenrechte von Flüchtlingen gefährdet

21.03.2021 – 07:40

UNO-Flüchtlingshilfe e.V.

Weltwassertag am 22. März: Menschenrechte von Flüchtlingen gefährdet


















Bonn (ots)

Wasser ist lebenswichtig und ein unverzichtbares Gut für alle Menschen. Aber auch eine begrenzte Ressource, die es zu schützen gilt. Darauf wird am Weltwassertag (22. März) aufmerksam gemacht. Besonders für Menschen auf der Flucht ist laut UNO-Flüchtlingshilfe eine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser oft nicht gewährleistet.

„Ein angemessener Zugang zu Wasser, zu sanitären Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind überlebenswichtig für Flüchtlinge. Ihre Lebenssituation ist schon schwierig genug. Häufig in soziale Randbereiche abgedrängt, müssen sie um ihre Gesundheit kämpfen. Werden diese fundamentalen Rechte nicht beachtet, sind auch andere Menschenrechte und ein Leben in Würde gefährdet“, betont Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UNHCR.

Die Wasserversorgung und der Bau sanitärer Einrichtungen sind daher ein zentraler Bestandteil der Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und spielen eine wichtige Rolle, um nachhaltige Lösungen für Flüchtlinge zu realisieren. Gerade im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels – Dürren, Wüstenausbreitung, Bodenversalzung oder Überflutungen – die zu Fluchtbewegungen und Vertreibungen führen können, sind verstärkte Maßnahmen in diesem Bereich dringend erforderlich.

Wasser und Hygiene in Kutupalong, Bangladesch

Das Flüchtlingscamp Kutupalong in Bangladesch ist das größte der Welt. Mehr als 600.000 Rohingya, Flüchtlinge aus dem benachbarten Myanmar, leben dort dicht gedrängt auf nur 13 Quadratkilometern und mit unzureichender Infrastruktur.

In Kutupalong stehen der UNHCR und seine Partner vor riesigen Herausforderungen, die Flüchtlinge mit sauberem Wasser, angemessenen Sanitär- und Hygieneeinrichtungen zu versorgen. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Rohingya-Krise, die im August 2017 begann, führten dazu, dass die meisten Flüchtlingsunterkünfte spontan in Gebieten gebaut wurden, die für Latrinengruben und Abwasserbehandlung ungeeignet waren. Die Abfallbewirtschaftung in diesem Gebiet erfordert innovative Ansätze, denn die großen Abfallmengen sollen vor Ort behandelt werden. So errichteten der UNHCR und Partner in Kutupalong neben 5.200 Wasserstellen die größte Wasser- und Fäkalschlamm-Aufbereitungsanagen, die jemals in einer Flüchtlingssiedlung gebaut wurde. Damit konnte das Risiko etwa von Durchfallerkrankungen deutlich verringert werden.

Unterstützungsmöglichkeiten unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de

Pressekontakt:

Marius Tünte
Tel. 0228-90 90 86-47
tuente@uno-fluechtlingshilfe.de

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Weltwassertag am 22. März: Menschenrechte von Flüchtlingen gefährdet

21.03.2021 – 07:40

UNO-Flüchtlingshilfe e.V.

Weltwassertag am 22. März: Menschenrechte von Flüchtlingen gefährdet


















Bonn (ots)

Wasser ist lebenswichtig und ein unverzichtbares Gut für alle Menschen. Aber auch eine begrenzte Ressource, die es zu schützen gilt. Darauf wird am Weltwassertag (22. März) aufmerksam gemacht. Besonders für Menschen auf der Flucht ist laut UNO-Flüchtlingshilfe eine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser oft nicht gewährleistet.

„Ein angemessener Zugang zu Wasser, zu sanitären Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind überlebenswichtig für Flüchtlinge. Ihre Lebenssituation ist schon schwierig genug. Häufig in soziale Randbereiche abgedrängt, müssen sie um ihre Gesundheit kämpfen. Werden diese fundamentalen Rechte nicht beachtet, sind auch andere Menschenrechte und ein Leben in Würde gefährdet“, betont Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UNHCR.

Die Wasserversorgung und der Bau sanitärer Einrichtungen sind daher ein zentraler Bestandteil der Arbeit des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und spielen eine wichtige Rolle, um nachhaltige Lösungen für Flüchtlinge zu realisieren. Gerade im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels – Dürren, Wüstenausbreitung, Bodenversalzung oder Überflutungen – die zu Fluchtbewegungen und Vertreibungen führen können, sind verstärkte Maßnahmen in diesem Bereich dringend erforderlich.

Wasser und Hygiene in Kutupalong, Bangladesch

Das Flüchtlingscamp Kutupalong in Bangladesch ist das größte der Welt. Mehr als 600.000 Rohingya, Flüchtlinge aus dem benachbarten Myanmar, leben dort dicht gedrängt auf nur 13 Quadratkilometern und mit unzureichender Infrastruktur.

In Kutupalong stehen der UNHCR und seine Partner vor riesigen Herausforderungen, die Flüchtlinge mit sauberem Wasser, angemessenen Sanitär- und Hygieneeinrichtungen zu versorgen. Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Rohingya-Krise, die im August 2017 begann, führten dazu, dass die meisten Flüchtlingsunterkünfte spontan in Gebieten gebaut wurden, die für Latrinengruben und Abwasserbehandlung ungeeignet waren. Die Abfallbewirtschaftung in diesem Gebiet erfordert innovative Ansätze, denn die großen Abfallmengen sollen vor Ort behandelt werden. So errichteten der UNHCR und Partner in Kutupalong neben 5.200 Wasserstellen die größte Wasser- und Fäkalschlamm-Aufbereitungsanagen, die jemals in einer Flüchtlingssiedlung gebaut wurde. Damit konnte das Risiko etwa von Durchfallerkrankungen deutlich verringert werden.

Unterstützungsmöglichkeiten unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de

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Einladung Online-Debatte 19. MärzDemokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken

15.03.2021 – 13:03

Deutsches Institut für Menschenrechte

Einladung Online-Debatte 19. März
Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken


















Einladung Online-Debatte 19. März / Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken
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Berlin (ots)

Freitag, 19. März 2021 | 10:00 bis 12:15 Uhr | online

Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken – 20 Jahre Deutsches Insitut für Menschenrechte

„Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Würde geboren“: Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte enthält das Versprechen, dass alle Menschen ihre Menschenrechte in Anspruch nehmen und mit gleichen Chancen die Gesellschaft mitgestalten können – ohne Unterschied aufgrund von rassistischen Zuschreibungen, Geschlecht, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, Religion, Behinderung oder sozialer Herkunft.

Die Menschenrechte sind das Fundament von Demokratie, Rechtsstaat und friedlichem Zusammenleben. Allerdings verliert der demokratische Rechtsstaat an Strahlkraft. Politische Strömungen, die demokratische Institutionen und Menschenrechte infrage stellen, erhalten wachsende Zustimmung. Zugleich stößt die Forderung nach gleicher Teilhabe, auch und gerade an gesellschaftlicher und politischer Macht, auf vielfältige Gegenwehr.

Was sind die Gründe für Skepsis gegenüber Demokratie und Menschenrechten? Wie können wir das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen und Verfahren stärken und gesellschaftliche Inklusion fördern? Wie kann Deutschland als postmigrantische Gesellschaft 30 Jahre nach der Deutschen Einheit die Bedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt neu verhandeln und begründen?

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Deutschen Instituts für Menschenrechte im März 2021 wollen wir diese und weitere Fragen erörtern, unter anderen mit:

- Prof. Dr. Naika Foroutan, Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 
- Prof. Dr. Jan-Werner Müller, Princeton University; derzeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und bei SCRIPTS 
- Prof. Dr. Beate Rudolf, Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte 
-  Poetry Slam: Aidin Halimi 

Wir laden Sie herzlich zur Veranstaltung ein.

Programm

Das Programm zur Veranstaltung finden Sie hier.

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Bitte nutzen Sie unser Anmeldeformular.

Pressekontakt:

Bettina Hildebrand, Pressesprecherin
Telefon: 030 259 359 – 14 Mobil: 0160 966 500 83
E-Mail: hildebrand@institut-fuer-menschenrechte.de
Twitter: @DIMR_Berlin

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Einladung Online-Debatte 19. MärzDemokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken

15.03.2021 – 13:03

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Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken


















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Freitag, 19. März 2021 | 10:00 bis 12:15 Uhr | online

Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftliches Zusammenleben menschenrechtlich denken – 20 Jahre Deutsches Insitut für Menschenrechte

„Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Würde geboren“: Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte enthält das Versprechen, dass alle Menschen ihre Menschenrechte in Anspruch nehmen und mit gleichen Chancen die Gesellschaft mitgestalten können – ohne Unterschied aufgrund von rassistischen Zuschreibungen, Geschlecht, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, Religion, Behinderung oder sozialer Herkunft.

Die Menschenrechte sind das Fundament von Demokratie, Rechtsstaat und friedlichem Zusammenleben. Allerdings verliert der demokratische Rechtsstaat an Strahlkraft. Politische Strömungen, die demokratische Institutionen und Menschenrechte infrage stellen, erhalten wachsende Zustimmung. Zugleich stößt die Forderung nach gleicher Teilhabe, auch und gerade an gesellschaftlicher und politischer Macht, auf vielfältige Gegenwehr.

Was sind die Gründe für Skepsis gegenüber Demokratie und Menschenrechten? Wie können wir das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen und Verfahren stärken und gesellschaftliche Inklusion fördern? Wie kann Deutschland als postmigrantische Gesellschaft 30 Jahre nach der Deutschen Einheit die Bedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt neu verhandeln und begründen?

Anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Deutschen Instituts für Menschenrechte im März 2021 wollen wir diese und weitere Fragen erörtern, unter anderen mit:

- Prof. Dr. Naika Foroutan, Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 
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Die Menschenrechte sind das Fundament von Demokratie, Rechtsstaat und friedlichem Zusammenleben. Allerdings verliert der demokratische Rechtsstaat an Strahlkraft. Politische Strömungen, die demokratische Institutionen und Menschenrechte infrage stellen, erhalten wachsende Zustimmung. Zugleich stößt die Forderung nach gleicher Teilhabe, auch und gerade an gesellschaftlicher und politischer Macht, auf vielfältige Gegenwehr.

Was sind die Gründe für Skepsis gegenüber Demokratie und Menschenrechten? Wie können wir das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen und Verfahren stärken und gesellschaftliche Inklusion fördern? Wie kann Deutschland als postmigrantische Gesellschaft 30 Jahre nach der Deutschen Einheit die Bedingungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt neu verhandeln und begründen?

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Bundesregierung überlässt tausende Mädchen der Genitalverstümmelung

10.03.2021 – 10:07

TaskForce FGM e.V.

Bundesregierung überlässt tausende Mädchen der Genitalverstümmelung


















Bundesregierung überlässt tausende Mädchen der Genitalverstümmelung
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Hamburg (ots)

Seit die Problematik der weiblichen Genitalverstümmelung vor 24 Jahren erstmals im Bundestag thematisiert wurde, hat die Bundesregierung nicht eine sinnvolle Maßnahme umgesetzt, um gefährdete Mädchen zu schützen und Täter angemessen zu bestrafen.

Das, was Ministerin Giffey jetzt voller Stolz der Öffentlichkeit präsentierte, setzt diese kritikwürdige Tradition fort: Mit einem sogenannten „Schutzbrief“ will die Bundesregierung gefährdete minderjährige Mädchen auch künftig in die täterbelasteten Herkunftsländer reisen lassen. Für Giffey, die nach wie vor falsche, viel zu niedrige Zahlen über das Ausmaß dieses importierten Gewaltproblems veröffentlicht – denn in Deutschland müssen wir von bis zu 330.000 Opfern ausgehen, nicht von 68.000, wie die Ministerin verlautbart – sollen die Verstümmelungen dadurch verhindert werden, dass die potentiellen Opfer die Täter auf die Strafbarkeit dieser Tat in Deutschland hinweisen. Dies sei „ein wichtiges Instrument gegen weibliche Genitalverstümmelung“.

Die TaskForce stellt dazu folgendes fest:

Ein solches Papier ist als Präventionsmaßnahme absolut ungeeignet, denn ein Großteil dieser Reisen wird von vornherein mit der expliziten Absicht unternommen, die Mädchen der Verstümmelung zu unterziehen.

Davon abgesehen, dass Giffey die Erklärung schuldig bleibt, wie die besonders gefährdete Gruppe der Kindergarten- und Vorschulkinder dieses Papier „herunterladen und ausdrucken“ soll, werden sich die Familien in den Herkunftsländern kaum von einem Papier beeindrucken lassen, das auf die Strafbarkeit der Genitalverstümmelungen in Deutschland verweist, wenn in der Praxis überhaupt keine Täter und familiären Anstifter verurteilt werden – trotz tausender Opfer in unserem Land.

Die Täter wissen das und die Regierung weiß es auch. Ist sie es doch, die seit Jahren die Einführung der wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingung für die Strafverfolgung, der ärztlichen Meldepflicht, verhindert.

Im schlimmsten Fall werden die Mädchen der Verstümmelung unterworfen und in den Herkunftslandern zurückgelassen, um die Tat zu vertuschen und/oder sie werden vor Ort nach der Verstümmelung zusätzlich einer Zwangsverheiratung zu unterwerfen. Diverse solcher Falle sind seit Jahren bekannt aus Frankreich, Großbritannien und auch Deutschland.

Neuer Höhepunkt der Duldungspolitik der Bundesregierung gegenüber der Genitalverstümmelung an Mädchen

Vor allem aber handelt die Bundesregierung mit diesem „Schutzbrief“ gegen die gängige Rechtsprechung, die sich zum Schutz der körperlichen Unversehrtheit der Kinder bekennt und als angemessene Schutzmaßnahme die Einschränkung des Aufenthaltsbestimmungsrechts vorsieht – also Schutz davor, überhaupt erst in ein Gefährdungsland gebracht zu werden.

Indem die Bundesregierung wissentlich solche Risikoreisen duldet und mit dem wirkungslosen Schutzpapier sogar fördert, anstatt die Umsetzung des Rechtsnormen für alle gefährdeten Mädchen durchzusetzen, trägt sie eine gravierende Mitschuld an den resultierenden Opfern.

Die TaskForce fordert die Bundesregierung einmal mehr auf, ihrer Schutz- und Fürsorgepflicht für diese spezifisch gefährdeten Kinder endlich nachzukommen und Maßnahmen umzusetzen, die wirksamen und messbearen Schutz ermöglichen, wie z.B.:

+ Untersuchungspflicht, einschließlich regelmäßiger Überprüfung der genitalen Unversehrtheit (entweder nur für die Mädchen der genau bestimmbaren Risikogruppen oder für alle in Deutschland lebenden Kinder bis zum 18. Lebensjahr) kombiniert mit:

+ Gesetzlicher Meldepflicht (im Fall bereits verübter als auch bei Kenntnis bevorstehender Verstümmelungen);

+ Kollektive familienrechtliche Maßnahmen für alle 30.000 bis 50.000 minderjährigen Mädchen der Risikogruppe, um die Taten in den Herkunftsländern der Eltern effektiv zu unterbinden (in Anlehnung an den Beschluss des BGH aus 2004, XII ZB 166/03).

Pressekontakt:

Kontakt: TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung
e.V., eMail: info@taskforcefgm.de, Telefon: 01803 – 767 346 (9
ct/min. aus dem dt. Festnetz, mobil max. 42 ct/min.)

Kontaktdaten anzeigen

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Kontakt: TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung
e.V., eMail: info@taskforcefgm.de, Telefon: 01803 – 767 346 (9
ct/min. aus dem dt. Festnetz, mobil max. 42 ct/min.)

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„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag

07.03.2021 – 07:00

SOS-Kinderdorf e.V.

„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag


















München (ots)

Der Weltfrauentag wird seit 100 Jahren jedes Jahr am 8. März gefeiert, in Berlin ist er seit 2019 sogar gesetzlicher Feiertag. Und auch heute ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt, sagt Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts von SOS-Kinderdorf e.V. Im Interview spricht sie außerdem über die Aufgabenlast von Frauen in der Corona-Pandemie und darüber, wie Mädchen sich eigentlich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können.

Frau Dr. Teuber, warum sollten wir den Weltfrauentag weiterhin feiern?

Der internationale Frauentag wird seit 100 Jahren begangen. Anfangs drehte er sich um die Einführung des Frauenwahlrechts. Insgesamt hat er eine wechselvolle Geschichte genommen, in den 1960er-Jahren wurde er in Deutschland durch die Frauenbewegung wiederbelebt. Anfang der 1980er-Jahre wurde die UN-Frauenkonvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau in Kraft gesetzt. Frauenrechte sind Menschenrechte. Das würde heute kaum jemand bestreiten. Und doch ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt.

Frauen leisten mehr Haus- und Familienarbeit, sie verdienen im Schnitt noch immer weniger Geld als Männer. Sexismus, Belästigung und sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist im Alltag auf allen Ebenen zu beobachten, Frauen sind in Parlamenten und Führungsetagen weniger vertreten und wir haben es noch immer mit zahlreichen Geschlechterklischees zu tun. Selbstverständlichkeiten im alltäglichen Leben werden vielfach männlich gedacht, Standards häufig aus männlicher Perspektive normiert. Damit wird „männlich“ mit „normal“ gleichgesetzt. Das zeigt sich auch in unserer Sprache, in der oft unreflektiert die männliche Form verwendet wird – auch von Frauen übrigens. Frauen erscheinen dadurch als eine besondere Gruppe, quasi als Minderheit. Dabei machen sie etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. All das schafft die soziale Praxis, in der wir leben.

Es gibt also viele Gründe, die dafür sprechen, den Weltfrauentag weiterhin zu begehen, auch wenn es mit einem Tag im Jahr nicht getan ist. Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant. Es braucht neben der gesellschaftlichen Awareness auch politisches Handeln. Immerhin hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2020 die Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter aufgesetzt. Die wird nicht alles richten, aber sie ist ein wichtiges Signal an die Gesellschaft.

Das letzte Jahr hat Familien vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise speziell auf das Leben von Frauen?

Die Vereinten Nationen haben für den Weltfrauentag 2021 das Motto „Frauen in Führungspositionen. Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“ ausgewählt. Damit wird hervorgehoben, dass die Aufgabenlast von Frauen während der Pandemie deutlich gestiegen ist. Dies gilt auch hierzulande, wie einige Studien zeigen.

Frauen arbeiten häufiger in „systemrelevanten“ Berufen, die in der Krise wichtig sind: Kassiererinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen, Erzieherinnen. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind 75 % der Beschäftigten in Krankenhäusern weiblich. In Kitas und dem Einzelhandel liegen die Zahlen noch höher. Zudem zeigen verschiedene Studien bereits, dass Frauen den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung, der Hausarbeit und der Begleitung beim Homeschooling übernehmen. Eine UN-Studie gibt an, dass Frauen etwa das Dreifache an Sorgearbeit leisten – wohlgemerkt unbezahlt. 20 % der Frauen in Deutschland haben während der Pandemie ihre Arbeitszeit reduziert, so eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin. Das hat natürlich langfristige Folgen für ihre berufliche Entwicklung sowie für die Alterssicherung. Frauen sind in der Krise vielfach schlechter bezahlt, einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt und sie tragen eine hohe Last.

In der Pandemie lässt sich also auch eine Rückkehr zu eher traditionellen Rollenmustern beobachten. Mit Blick auf die Aufgabenteilung zwischen Frauen und Männern wird deswegen öfters von einem Rollback im Geschlechterverhältnis gesprochen. Neulich war irgendwo der Titel „Viel Home, wenig Office“ zu lesen – eine treffende Beschreibung einer Situation, in der sich gerade viele Frauen wiederfinden. Und nicht zuletzt gibt es in der Krise mehr häusliche Gewalt, von der überwiegend Frauen (und Kinder) betroffen sind. Viele Frauenhäuser sind aktuell überfüllt. Auch von anderen Pandemien weltweit weiß man heute, dass die wirtschaftlichen Folgen für Frauen gravierender sind. Also die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen zeichnen sich schon recht eindeutig ab.

Gibt es auch Chancen, die sich für Frauen in dieser Krise ergeben können?

Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass Frauen gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Nun, auch das wird es geben. Meines Wissens sind derzeit solche systematischen Effekte noch nicht zu erkennen. Dafür bräuchte es belastbare Befunde aus empirischen Studien.

Was brauchen eigentlich Mädchen, um zu starken Persönlichkeiten zu werden?

Alle jungen Menschen werden dadurch gestärkt, dass sie sich mit ihren Bedürfnissen und Wünschen ernstgenommen fühlen und bei ihren Belangen mitsprechen können. Dass ihnen etwas zugetraut wird und sie über wichtige, ihr Leben betreffende Zusammenhänge aufgeklärt werden. Das gilt für Mädchen wie für Jungen. Bezogen auf die Geschlechter ist es wichtig, dass Mädchen auch Räume haben, in denen sie unter sich sind und sich nicht zu Jungen ins Verhältnis setzen (müssen). So können sie sich anders ausprobieren mit ihrem Verhalten und andere Erfahrungen machen als im koedukativen Kontext. Und es ist ganz zentral, dass Mädchen und Jungen nicht in unreflektierte Geschlechterrollen hinein sozialisiert werden, wie etwa: Mädchen sind eher still und Jungen wild, Rosa steht für Mädchen, Hellblau für Jungen usw. Eltern, Kitas und Schulen können viel dafür tun, diese geschlechtsstereotypen Zuschreibungen zu durchbrechen. Darum bemühen sich geschlechtersensible Ansätze in der Pädagogik.

Pressekontakt:

SOS-Kinderdorf e.V.
Victoria Leipert
Renatastraße 77
80639 München
Telefon 089-12606491
Mobil 0176-12605262
victoria.leipert@sos-kinderdorf.de
www.sos-kinderdorf.de

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Victoria Leipert
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80639 München
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„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag

07.03.2021 – 07:00

SOS-Kinderdorf e.V.

„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag


















München (ots)

Der Weltfrauentag wird seit 100 Jahren jedes Jahr am 8. März gefeiert, in Berlin ist er seit 2019 sogar gesetzlicher Feiertag. Und auch heute ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt, sagt Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts von SOS-Kinderdorf e.V. Im Interview spricht sie außerdem über die Aufgabenlast von Frauen in der Corona-Pandemie und darüber, wie Mädchen sich eigentlich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können.

Frau Dr. Teuber, warum sollten wir den Weltfrauentag weiterhin feiern?

Der internationale Frauentag wird seit 100 Jahren begangen. Anfangs drehte er sich um die Einführung des Frauenwahlrechts. Insgesamt hat er eine wechselvolle Geschichte genommen, in den 1960er-Jahren wurde er in Deutschland durch die Frauenbewegung wiederbelebt. Anfang der 1980er-Jahre wurde die UN-Frauenkonvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau in Kraft gesetzt. Frauenrechte sind Menschenrechte. Das würde heute kaum jemand bestreiten. Und doch ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt.

Frauen leisten mehr Haus- und Familienarbeit, sie verdienen im Schnitt noch immer weniger Geld als Männer. Sexismus, Belästigung und sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist im Alltag auf allen Ebenen zu beobachten, Frauen sind in Parlamenten und Führungsetagen weniger vertreten und wir haben es noch immer mit zahlreichen Geschlechterklischees zu tun. Selbstverständlichkeiten im alltäglichen Leben werden vielfach männlich gedacht, Standards häufig aus männlicher Perspektive normiert. Damit wird „männlich“ mit „normal“ gleichgesetzt. Das zeigt sich auch in unserer Sprache, in der oft unreflektiert die männliche Form verwendet wird – auch von Frauen übrigens. Frauen erscheinen dadurch als eine besondere Gruppe, quasi als Minderheit. Dabei machen sie etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. All das schafft die soziale Praxis, in der wir leben.

Es gibt also viele Gründe, die dafür sprechen, den Weltfrauentag weiterhin zu begehen, auch wenn es mit einem Tag im Jahr nicht getan ist. Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant. Es braucht neben der gesellschaftlichen Awareness auch politisches Handeln. Immerhin hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2020 die Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter aufgesetzt. Die wird nicht alles richten, aber sie ist ein wichtiges Signal an die Gesellschaft.

Das letzte Jahr hat Familien vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise speziell auf das Leben von Frauen?

Die Vereinten Nationen haben für den Weltfrauentag 2021 das Motto „Frauen in Führungspositionen. Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“ ausgewählt. Damit wird hervorgehoben, dass die Aufgabenlast von Frauen während der Pandemie deutlich gestiegen ist. Dies gilt auch hierzulande, wie einige Studien zeigen.

Frauen arbeiten häufiger in „systemrelevanten“ Berufen, die in der Krise wichtig sind: Kassiererinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen, Erzieherinnen. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind 75 % der Beschäftigten in Krankenhäusern weiblich. In Kitas und dem Einzelhandel liegen die Zahlen noch höher. Zudem zeigen verschiedene Studien bereits, dass Frauen den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung, der Hausarbeit und der Begleitung beim Homeschooling übernehmen. Eine UN-Studie gibt an, dass Frauen etwa das Dreifache an Sorgearbeit leisten – wohlgemerkt unbezahlt. 20 % der Frauen in Deutschland haben während der Pandemie ihre Arbeitszeit reduziert, so eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin. Das hat natürlich langfristige Folgen für ihre berufliche Entwicklung sowie für die Alterssicherung. Frauen sind in der Krise vielfach schlechter bezahlt, einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt und sie tragen eine hohe Last.

In der Pandemie lässt sich also auch eine Rückkehr zu eher traditionellen Rollenmustern beobachten. Mit Blick auf die Aufgabenteilung zwischen Frauen und Männern wird deswegen öfters von einem Rollback im Geschlechterverhältnis gesprochen. Neulich war irgendwo der Titel „Viel Home, wenig Office“ zu lesen – eine treffende Beschreibung einer Situation, in der sich gerade viele Frauen wiederfinden. Und nicht zuletzt gibt es in der Krise mehr häusliche Gewalt, von der überwiegend Frauen (und Kinder) betroffen sind. Viele Frauenhäuser sind aktuell überfüllt. Auch von anderen Pandemien weltweit weiß man heute, dass die wirtschaftlichen Folgen für Frauen gravierender sind. Also die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen zeichnen sich schon recht eindeutig ab.

Gibt es auch Chancen, die sich für Frauen in dieser Krise ergeben können?

Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass Frauen gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Nun, auch das wird es geben. Meines Wissens sind derzeit solche systematischen Effekte noch nicht zu erkennen. Dafür bräuchte es belastbare Befunde aus empirischen Studien.

Was brauchen eigentlich Mädchen, um zu starken Persönlichkeiten zu werden?

Alle jungen Menschen werden dadurch gestärkt, dass sie sich mit ihren Bedürfnissen und Wünschen ernstgenommen fühlen und bei ihren Belangen mitsprechen können. Dass ihnen etwas zugetraut wird und sie über wichtige, ihr Leben betreffende Zusammenhänge aufgeklärt werden. Das gilt für Mädchen wie für Jungen. Bezogen auf die Geschlechter ist es wichtig, dass Mädchen auch Räume haben, in denen sie unter sich sind und sich nicht zu Jungen ins Verhältnis setzen (müssen). So können sie sich anders ausprobieren mit ihrem Verhalten und andere Erfahrungen machen als im koedukativen Kontext. Und es ist ganz zentral, dass Mädchen und Jungen nicht in unreflektierte Geschlechterrollen hinein sozialisiert werden, wie etwa: Mädchen sind eher still und Jungen wild, Rosa steht für Mädchen, Hellblau für Jungen usw. Eltern, Kitas und Schulen können viel dafür tun, diese geschlechtsstereotypen Zuschreibungen zu durchbrechen. Darum bemühen sich geschlechtersensible Ansätze in der Pädagogik.

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Victoria Leipert
Renatastraße 77
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Veröffentlicht am

„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag

07.03.2021 – 07:00

SOS-Kinderdorf e.V.

„Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant“: SOS-Pädagogin Dr. Kristin Teuber im Interview zum Weltfrauentag


















München (ots)

Der Weltfrauentag wird seit 100 Jahren jedes Jahr am 8. März gefeiert, in Berlin ist er seit 2019 sogar gesetzlicher Feiertag. Und auch heute ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt, sagt Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts von SOS-Kinderdorf e.V. Im Interview spricht sie außerdem über die Aufgabenlast von Frauen in der Corona-Pandemie und darüber, wie Mädchen sich eigentlich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können.

Frau Dr. Teuber, warum sollten wir den Weltfrauentag weiterhin feiern?

Der internationale Frauentag wird seit 100 Jahren begangen. Anfangs drehte er sich um die Einführung des Frauenwahlrechts. Insgesamt hat er eine wechselvolle Geschichte genommen, in den 1960er-Jahren wurde er in Deutschland durch die Frauenbewegung wiederbelebt. Anfang der 1980er-Jahre wurde die UN-Frauenkonvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau in Kraft gesetzt. Frauenrechte sind Menschenrechte. Das würde heute kaum jemand bestreiten. Und doch ist die Frage nach der Gleichberechtigung von Frauen und Männern keinesfalls überholt.

Frauen leisten mehr Haus- und Familienarbeit, sie verdienen im Schnitt noch immer weniger Geld als Männer. Sexismus, Belästigung und sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist im Alltag auf allen Ebenen zu beobachten, Frauen sind in Parlamenten und Führungsetagen weniger vertreten und wir haben es noch immer mit zahlreichen Geschlechterklischees zu tun. Selbstverständlichkeiten im alltäglichen Leben werden vielfach männlich gedacht, Standards häufig aus männlicher Perspektive normiert. Damit wird „männlich“ mit „normal“ gleichgesetzt. Das zeigt sich auch in unserer Sprache, in der oft unreflektiert die männliche Form verwendet wird – auch von Frauen übrigens. Frauen erscheinen dadurch als eine besondere Gruppe, quasi als Minderheit. Dabei machen sie etwa die Hälfte der Bevölkerung aus. All das schafft die soziale Praxis, in der wir leben.

Es gibt also viele Gründe, die dafür sprechen, den Weltfrauentag weiterhin zu begehen, auch wenn es mit einem Tag im Jahr nicht getan ist. Das Thema Gleichberechtigung ist zukunftsrelevant. Es braucht neben der gesellschaftlichen Awareness auch politisches Handeln. Immerhin hat die Bundesregierung seit dem Jahr 2020 die Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter aufgesetzt. Die wird nicht alles richten, aber sie ist ein wichtiges Signal an die Gesellschaft.

Das letzte Jahr hat Familien vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise speziell auf das Leben von Frauen?

Die Vereinten Nationen haben für den Weltfrauentag 2021 das Motto „Frauen in Führungspositionen. Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“ ausgewählt. Damit wird hervorgehoben, dass die Aufgabenlast von Frauen während der Pandemie deutlich gestiegen ist. Dies gilt auch hierzulande, wie einige Studien zeigen.

Frauen arbeiten häufiger in „systemrelevanten“ Berufen, die in der Krise wichtig sind: Kassiererinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen, Erzieherinnen. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind 75 % der Beschäftigten in Krankenhäusern weiblich. In Kitas und dem Einzelhandel liegen die Zahlen noch höher. Zudem zeigen verschiedene Studien bereits, dass Frauen den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung, der Hausarbeit und der Begleitung beim Homeschooling übernehmen. Eine UN-Studie gibt an, dass Frauen etwa das Dreifache an Sorgearbeit leisten – wohlgemerkt unbezahlt. 20 % der Frauen in Deutschland haben während der Pandemie ihre Arbeitszeit reduziert, so eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin. Das hat natürlich langfristige Folgen für ihre berufliche Entwicklung sowie für die Alterssicherung. Frauen sind in der Krise vielfach schlechter bezahlt, einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt und sie tragen eine hohe Last.

In der Pandemie lässt sich also auch eine Rückkehr zu eher traditionellen Rollenmustern beobachten. Mit Blick auf die Aufgabenteilung zwischen Frauen und Männern wird deswegen öfters von einem Rollback im Geschlechterverhältnis gesprochen. Neulich war irgendwo der Titel „Viel Home, wenig Office“ zu lesen – eine treffende Beschreibung einer Situation, in der sich gerade viele Frauen wiederfinden. Und nicht zuletzt gibt es in der Krise mehr häusliche Gewalt, von der überwiegend Frauen (und Kinder) betroffen sind. Viele Frauenhäuser sind aktuell überfüllt. Auch von anderen Pandemien weltweit weiß man heute, dass die wirtschaftlichen Folgen für Frauen gravierender sind. Also die Auswirkungen der Pandemie auf Frauen zeichnen sich schon recht eindeutig ab.

Gibt es auch Chancen, die sich für Frauen in dieser Krise ergeben können?

Es gibt auch Stimmen, die davon ausgehen, dass Frauen gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Nun, auch das wird es geben. Meines Wissens sind derzeit solche systematischen Effekte noch nicht zu erkennen. Dafür bräuchte es belastbare Befunde aus empirischen Studien.

Was brauchen eigentlich Mädchen, um zu starken Persönlichkeiten zu werden?

Alle jungen Menschen werden dadurch gestärkt, dass sie sich mit ihren Bedürfnissen und Wünschen ernstgenommen fühlen und bei ihren Belangen mitsprechen können. Dass ihnen etwas zugetraut wird und sie über wichtige, ihr Leben betreffende Zusammenhänge aufgeklärt werden. Das gilt für Mädchen wie für Jungen. Bezogen auf die Geschlechter ist es wichtig, dass Mädchen auch Räume haben, in denen sie unter sich sind und sich nicht zu Jungen ins Verhältnis setzen (müssen). So können sie sich anders ausprobieren mit ihrem Verhalten und andere Erfahrungen machen als im koedukativen Kontext. Und es ist ganz zentral, dass Mädchen und Jungen nicht in unreflektierte Geschlechterrollen hinein sozialisiert werden, wie etwa: Mädchen sind eher still und Jungen wild, Rosa steht für Mädchen, Hellblau für Jungen usw. Eltern, Kitas und Schulen können viel dafür tun, diese geschlechtsstereotypen Zuschreibungen zu durchbrechen. Darum bemühen sich geschlechtersensible Ansätze in der Pädagogik.

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