Veröffentlicht am

Erfolgreiche Kooperation mit NOVENTI: ZAVA-Patienten schicken 33.000 E-Rezepte in Vor-Ort-Apotheken

08.04.2021 – 08:00

Zava

Erfolgreiche Kooperation mit NOVENTI: ZAVA-Patienten schicken 33.000 E-Rezepte in Vor-Ort-Apotheken


















Erfolgreiche Kooperation mit NOVENTI: ZAVA-Patienten schicken 33.000 E-Rezepte in Vor-Ort-Apotheken
  • Bild-Infos
  • Download

München/Hamburg (ots)

Durch die Kooperation von NOVENTI und ZAVA profitieren Apotheker vor Ort und Patienten bereits heute vom E-Rezept: Nach der digitalen Sprechstunde mit einem Arzt bei ZAVA erhalten Patienten ein elektronisches Rezept, das sie unkompliziert und sicher in der Vor-Ort-Apotheke ihrer Wahl einlösen können.

Deutschlands Marktführer im Gesundheitsmarkt, NOVENTI, hat dafür vor einem Jahr die Online-Arztpraxis ZAVA über die Apotheken-Plattform callmyApo angebunden. Ein wegweisender Schulterschluss im deutschen Gesundheitsmarkt, der Früchte trägt: Das deutschlandweite Apotheken-Netzwerk ist in diesem Jahr von 5.000 auf über 6.500 Apotheken gewachsen. Das E-Rezept-Volumen stieg im selben Zeitraum stetig, mittlerweile wurden über 33.000 Verordnungen über die Kooperation abgewickelt. Dazu Dr. Hermann Sommer, Vorstandsvorsitzender von NOVENTI Health SE: „Damit haben ZAVA und NOVENTI das E-Rezept flächendeckend in Deutschland eingeführt und bilden gemeinsam Deutschlands E-Rezept-Partnerschaft Nr.1.“

Die moderne Patientenreise startet mit einer digitalen Sprechstunde von ZAVA. Unkompliziert vereinbart über Website oder App. Wird vom behandelnden Arzt ein E-Rezept ausgestellt, hat der Patient direkt im Anschluss die Wahl, was mit seiner Verordnung passieren soll. Er kann sich mit einem Klick für die Übermittlung an seine Wunschapotheke entscheiden. Dies ist eine Leistung ohne Extra-Kosten für Arzt und Apotheke. Sicher, mit qualifizierter digitaler Signatur, datenschutzkonform und ohne Werbung.

Patienten werden informiert, sobald das benötigte Medikament zur Abholung bereitliegt. In den meisten Fällen innerhalb weniger Minuten. Bietet die Apotheke einen Lieferservice, kann auch dieser genutzt werden. Unnötige Wege entfallen.

Dr. Hermann Sommer weiter zur Kooperation: „Die Zusammenarbeit mit ZAVA hat sich im vergangenen Jahr für die Vor-Ort-Apotheken Deutschlands sehr erfreulich entwickelt. Denn wir steigern kontinuierlich den Anteil der E-Rezepte, die im Anschluss an digitale ZAVASprechstunden (durch callmyApo) an Apotheken vor Ort geleitet werden. Damit erfüllen wir unser Versprechen vom Kooperations-Start mit ZAVA, den Umsatz vom ausländischen Versandhandel in die deutschen inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken zu bringen. Ein Baustein von NOVENTI, um alle unsere Kunden E-Rezept- und Zukunfts-Ready zu machen.“

David Meinertz, Gründer und CEO von ZAVA sagt: „Durch die Zusammenarbeit mit NOVENTI schaffen wir einen echten Mehrwert für alle Beteiligten. Uns treibt die bestmögliche medizinische Versorgung unserer Patienten an. Für eine effektive medikamentöse Versorgung sind die Dienste der Vor-Ort-Apotheken unerlässlich.“

Dr. Claudia Linke, Geschäftsführerin von ZAVA in Deutschland, sagt: „Mit unseren Angeboten erfüllen wir Patientenwünsche nach zeitgemäßen digitalen Lösungen. Das hybride Modell aus digitalen Sprechstunden und Vor-Ort-Apotheken gestaltet den Wechsel zwischen den Welten dabei so einfach wie möglich.“

NOVENTI ist der marktführende Gestalter des deutschen Gesundheitsmarktes und handelt stets im Dienste der Apotheke vor Ort. Jede beteiligte Apotheke ist in der Lage, Rezepte des europäischen Marktführers Zava elektronisch entgegenzunehmen. Der Service ist für die Apothekenkunden kostenfrei. Gleiches gilt für die Apotheken. Ein Anschluss an callmyApo ist für alle Apotheken in Deutschland diskriminierungsfrei und unmittelbar möglich.

Henrike Wendroth, Klindwort Apotheke am Strand in Timmendorfer Strand, erklärt: „Spätestens seit dem letzten Jahr kommen wir in den Apotheken und Arztpraxen um das Thema Telemedizin nicht mehr herum. Für uns Apotheken bieten die telemedizinischen Online-Leistungen viele Vorteile: In touristischen, ländlichen Gebieten ist es zum Teil schwierig für unsere Kunden, schnell einen Arzttermin zu bekommen – insbesondere am Wochenende. Wir beraten sie vor Ort, aber weisen zusätzlich auf die Online-Sprechstunden von ZAVA hin. Nur wenige Minuten nach dem telemedizinischen Arzt-Gespräch kann der Patient sein E-Rezept bei uns in der Apotheke einlösen.“

Über NOVENTI

Die NOVENTI Group ist Deutschlands Marktführer im Gesundheitswesen, Deutschlands größte Apotheken-Warenwirtschaft und mit über 25 Milliarden Euro Rezept-Abrechnungsvolumen eines der größten Abrechnungsunternehmen des Gesundheitswesens in Europa. Die apothekereigene NOVENTI Group vereint mit ihren über 2.200 Mitarbeitern eine Gemeinsamkeit: Sie agieren alle im Gesundheitsmarkt mit den Kernzielgruppen Apotheken, Sonstige Leistungserbringer, Pflegedienste und Ärzte. Nachhaltigkeit ist eines der Grundprinzipien der Unternehmensstrategie, NOVENTI wurde als klimaneutrales Unternehmen und als „Great Place to Work“ ausgezeichnet.

Aktuell kooperiert NOVENTI mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die Initiative „ZEICHEN SETZEN! – Initiative klimaneutrale Apotheken Deutschlands“ unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Dr. Gerd Müller. Weitere Informationen unter noventi.de/klimaneutrale-apotheken.

Die von NOVENTI ins Leben gerufene „Initiative gegen Corona“ verfolgt das Ziel, zur Aufklärung der Bevölkerung mit aufmerksamkeitsstarken Kampagnen beizutragen. Damit möchte NOVENTI mit seinen Partnern BILD, Wall und Facebook dabei unterstützen, die Gesundheitsversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten. Mit der aktuellen Kampagne „Lasst uns impfen gehen“ möchte NOVENTI mit gezielter Aufklärung zu COVID-19 die Impfbereitschaft in Deutschland erhöhen und damit einen aktiven Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten. Unterstützt wird die Initiative von den führenden Impfstoffherstellern BioNTech, CureVac, Artes Biotechnology und IDT Biologika. Weitere Informationen unter initiative-gegen-corona.de.

Vorstand NOVENTI Health SE: Dr. Hermann Sommer, Victor J. Castro, Dr. Sven Jansen

Weitere Informationen: www.noventi.de

Über ZAVA

ZAVA ist der führende Anbieter telemedizinischer Leistungen für Patienten in Deutschland und Europa. Seit 2011 wurden über 5 Millionen Beratungen und Behandlungen für Patienten aus Deutschland, Großbritannien, Irland und Frankreich durchgeführt. Ärzte beraten und behandeln Patienten zeit- und ortsunabhängig per Internet, Telefon- und Video-Sprechstunde. Medikamente können per Versandapotheke zum Patienten nach Hause geschickt oder in der Apotheke vor Ort abgeholt werden.

Die Online-Arztpraxis ZAVA wurde von David Meinertz (CEO) gegründet und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter an den Unternehmensstandorten in Hamburg und London.

Über www.zavamed.com/de werden über 35 krankheitsspezifische Sprechstunden aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Dermatologie, Innere Medizin, Männer- und Frauengesundheit sowie der Reisemedizin per Anamnesebogen oder Foto-Diagnose angeboten. Ergänzend zur Online-Arztpraxis können über die ZAVA-App direkte Arzt-Patienten-Gespräche per Video oder Telefon in Deutschland gebucht und durchgeführt werden. Patienten erhalten für Medikamente elektronische Rezepte, auch Gesundheits-Apps können verschrieben werden.

Mehr Infos unter: www.zavamed.com/de

Pressekontakt:

Pressekontakt NOVENTI:
Dr. Silvio Kusche
Bereichsvorstand Marketing (CMO)
Tomannweg 6 – D-81673 München
Tel.: +49 89 43184-527
E-Mail: Silvio.Kusche@noventi.de

Pressekontakt ZAVA:
Victoria Meinertz
pr@zavamed.com
Tel.: +49 152 25818706

Original-Content von: Zava, übermittelt

Veröffentlicht am

Wenn Erschöpfung das Leben prägtFatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler

06.04.2021 – 10:00

POYS Kommunikations-Management GmbH

Wenn Erschöpfung das Leben prägt
Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler


















Wenn Erschöpfung das Leben prägt / Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler
  • Bild-Infos
  • Download

Köln (ots)

Der erschöpfte Dauerzustand namens Fatigue tritt häufig infolge von Krebserkrankungen, chronischen Krankheitsbildern oder neuerdings auch nach einer Covid19-Erkrankung auf. Noch existiert kein Medikament, keine zugelassene Therapie, die eindeutig Abhilfe verschaffen. Eine Mischung aus gezielter körperlicher Aktivität und pflanzlichen Heilmitteln wie Ginseng und Mistel zeigt jedoch interessante Erfolge.

Bleierne Müdigkeit und Kraftlosigkeit

Knapp über 90% der Tumorpatienten kennen das sogenannte chronische Erschöpfungs-Syndrom. Doch Millionen Menschen leiden auch ohne Krebserkrankung darunter. Trotz ihrer enormen Häufigkeit ist die Fatigue bis heute eine medizinische Herausforderung. Auch eines der häufigsten neurologischen Symptome bei COVID-19 ist Fatigue, wie erste Erkenntnisse nahelegen. Doch noch bessert keine schulmedizinische Behandlung messbar die quälende Müdigkeit und tiefe Erschöpfung von Fatigue-Patienten. Zudem sind nur wenige Verfahren der Komplementärmedizin wissenschaftlich als wirksam belegt.

Heilende Wurzel aus Asien

Der integrative Onkologe Prof. Dr. Nilo Gardin aus São Paulo stellte erst 2018 fest: „Es gibt auf jeden Fall drei Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann: Sport, Ginseng und Mistel.“ In Asien zählt der Rote Ginseng seit Jahrtausenden zu den wertvollsten pflanzlichen Arzneimitteln überhaupt. Wurzelextrakte aus rotem Ginseng erhielten nach langer Prüfung eine Arzneimittelzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. In der Begründung heißt es, dass die Ginsengwurzel ein „auf traditioneller Erfahrung beruhendes Heilpflanzenprodukt für Kraftlosigkeits-Beschwerden wie Fatigue und Erschöpfung“ ist. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO sieht diese Wirkungen – „Vorbeugung und Besserung bei mentaler und körperlicher Leistungsschwäche mit Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrationsverlust sowie während der Rekonvaleszenz nach Krankheiten“ – durch klinische Studiendaten bestätigt.

Weitere Hoffnung aus der Natur

Die Mistel ist das derzeit am häufigsten verwendete und erforschte Heilmittel in der integrativen Onkologie. Sie zeigt ihre Wirksamkeit aber genauso bei nicht onkologisch bedingter Fatigue. Das traditionelle Arzneimittel wird seit knapp 100 Jahren in der integrativen Krebsbehandlung eingesetzt. Die wissenschaftliche Diskussion zu den verschiedenen Effekten der Pflanze ist trotz hunderter wissenschaftlicher Studien nicht abgeschlossen. Für das tumorbedingte Fatigue-Syndrom besteht in Deutschland jedenfalls eine arzneimittelrechtliche Zulassung und Kostenübernahme durch die Kassen.

Doch vielen Patienten ist dies nicht nur zu einseitig, sie wollen auch mehr für sich selbst tun, Initiative ergreifen, selbstbestimmt agieren. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe interessieren sich mehr als 70 Prozent der Krebspatienten generell für komplementärmedizinische Verfahren.

Pressekontakt:

POYS Kommunikations-Management GmbH
0221 / 957 491 23
n.weber@poys.de

Original-Content von: POYS Kommunikations-Management GmbH, übermittelt

Veröffentlicht am

Wenn Erschöpfung das Leben prägtFatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler

06.04.2021 – 10:00

POYS Kommunikations-Management GmbH

Wenn Erschöpfung das Leben prägt
Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler


















Wenn Erschöpfung das Leben prägt / Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler
  • Bild-Infos
  • Download

Köln (ots)

Der erschöpfte Dauerzustand namens Fatigue tritt häufig infolge von Krebserkrankungen, chronischen Krankheitsbildern oder neuerdings auch nach einer Covid19-Erkrankung auf. Noch existiert kein Medikament, keine zugelassene Therapie, die eindeutig Abhilfe verschaffen. Eine Mischung aus gezielter körperlicher Aktivität und pflanzlichen Heilmitteln wie Ginseng und Mistel zeigt jedoch interessante Erfolge.

Bleierne Müdigkeit und Kraftlosigkeit

Knapp über 90% der Tumorpatienten kennen das sogenannte chronische Erschöpfungs-Syndrom. Doch Millionen Menschen leiden auch ohne Krebserkrankung darunter. Trotz ihrer enormen Häufigkeit ist die Fatigue bis heute eine medizinische Herausforderung. Auch eines der häufigsten neurologischen Symptome bei COVID-19 ist Fatigue, wie erste Erkenntnisse nahelegen. Doch noch bessert keine schulmedizinische Behandlung messbar die quälende Müdigkeit und tiefe Erschöpfung von Fatigue-Patienten. Zudem sind nur wenige Verfahren der Komplementärmedizin wissenschaftlich als wirksam belegt.

Heilende Wurzel aus Asien

Der integrative Onkologe Prof. Dr. Nilo Gardin aus São Paulo stellte erst 2018 fest: „Es gibt auf jeden Fall drei Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann: Sport, Ginseng und Mistel.“ In Asien zählt der Rote Ginseng seit Jahrtausenden zu den wertvollsten pflanzlichen Arzneimitteln überhaupt. Wurzelextrakte aus rotem Ginseng erhielten nach langer Prüfung eine Arzneimittelzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. In der Begründung heißt es, dass die Ginsengwurzel ein „auf traditioneller Erfahrung beruhendes Heilpflanzenprodukt für Kraftlosigkeits-Beschwerden wie Fatigue und Erschöpfung“ ist. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO sieht diese Wirkungen – „Vorbeugung und Besserung bei mentaler und körperlicher Leistungsschwäche mit Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrationsverlust sowie während der Rekonvaleszenz nach Krankheiten“ – durch klinische Studiendaten bestätigt.

Weitere Hoffnung aus der Natur

Die Mistel ist das derzeit am häufigsten verwendete und erforschte Heilmittel in der integrativen Onkologie. Sie zeigt ihre Wirksamkeit aber genauso bei nicht onkologisch bedingter Fatigue. Das traditionelle Arzneimittel wird seit knapp 100 Jahren in der integrativen Krebsbehandlung eingesetzt. Die wissenschaftliche Diskussion zu den verschiedenen Effekten der Pflanze ist trotz hunderter wissenschaftlicher Studien nicht abgeschlossen. Für das tumorbedingte Fatigue-Syndrom besteht in Deutschland jedenfalls eine arzneimittelrechtliche Zulassung und Kostenübernahme durch die Kassen.

Doch vielen Patienten ist dies nicht nur zu einseitig, sie wollen auch mehr für sich selbst tun, Initiative ergreifen, selbstbestimmt agieren. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe interessieren sich mehr als 70 Prozent der Krebspatienten generell für komplementärmedizinische Verfahren.

Pressekontakt:

POYS Kommunikations-Management GmbH
0221 / 957 491 23
n.weber@poys.de

Original-Content von: POYS Kommunikations-Management GmbH, übermittelt

Veröffentlicht am

Wenn Erschöpfung das Leben prägtFatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler

06.04.2021 – 10:00

POYS Kommunikations-Management GmbH

Wenn Erschöpfung das Leben prägt
Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler


















Wenn Erschöpfung das Leben prägt / Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler
  • Bild-Infos
  • Download

Köln (ots)

Der erschöpfte Dauerzustand namens Fatigue tritt häufig infolge von Krebserkrankungen, chronischen Krankheitsbildern oder neuerdings auch nach einer Covid19-Erkrankung auf. Noch existiert kein Medikament, keine zugelassene Therapie, die eindeutig Abhilfe verschaffen. Eine Mischung aus gezielter körperlicher Aktivität und pflanzlichen Heilmitteln wie Ginseng und Mistel zeigt jedoch interessante Erfolge.

Bleierne Müdigkeit und Kraftlosigkeit

Knapp über 90% der Tumorpatienten kennen das sogenannte chronische Erschöpfungs-Syndrom. Doch Millionen Menschen leiden auch ohne Krebserkrankung darunter. Trotz ihrer enormen Häufigkeit ist die Fatigue bis heute eine medizinische Herausforderung. Auch eines der häufigsten neurologischen Symptome bei COVID-19 ist Fatigue, wie erste Erkenntnisse nahelegen. Doch noch bessert keine schulmedizinische Behandlung messbar die quälende Müdigkeit und tiefe Erschöpfung von Fatigue-Patienten. Zudem sind nur wenige Verfahren der Komplementärmedizin wissenschaftlich als wirksam belegt.

Heilende Wurzel aus Asien

Der integrative Onkologe Prof. Dr. Nilo Gardin aus São Paulo stellte erst 2018 fest: „Es gibt auf jeden Fall drei Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann: Sport, Ginseng und Mistel.“ In Asien zählt der Rote Ginseng seit Jahrtausenden zu den wertvollsten pflanzlichen Arzneimitteln überhaupt. Wurzelextrakte aus rotem Ginseng erhielten nach langer Prüfung eine Arzneimittelzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. In der Begründung heißt es, dass die Ginsengwurzel ein „auf traditioneller Erfahrung beruhendes Heilpflanzenprodukt für Kraftlosigkeits-Beschwerden wie Fatigue und Erschöpfung“ ist. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO sieht diese Wirkungen – „Vorbeugung und Besserung bei mentaler und körperlicher Leistungsschwäche mit Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrationsverlust sowie während der Rekonvaleszenz nach Krankheiten“ – durch klinische Studiendaten bestätigt.

Weitere Hoffnung aus der Natur

Die Mistel ist das derzeit am häufigsten verwendete und erforschte Heilmittel in der integrativen Onkologie. Sie zeigt ihre Wirksamkeit aber genauso bei nicht onkologisch bedingter Fatigue. Das traditionelle Arzneimittel wird seit knapp 100 Jahren in der integrativen Krebsbehandlung eingesetzt. Die wissenschaftliche Diskussion zu den verschiedenen Effekten der Pflanze ist trotz hunderter wissenschaftlicher Studien nicht abgeschlossen. Für das tumorbedingte Fatigue-Syndrom besteht in Deutschland jedenfalls eine arzneimittelrechtliche Zulassung und Kostenübernahme durch die Kassen.

Doch vielen Patienten ist dies nicht nur zu einseitig, sie wollen auch mehr für sich selbst tun, Initiative ergreifen, selbstbestimmt agieren. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe interessieren sich mehr als 70 Prozent der Krebspatienten generell für komplementärmedizinische Verfahren.

Pressekontakt:

POYS Kommunikations-Management GmbH
0221 / 957 491 23
n.weber@poys.de

Original-Content von: POYS Kommunikations-Management GmbH, übermittelt

Veröffentlicht am

Wenn Erschöpfung das Leben prägtFatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler

06.04.2021 – 10:00

POYS Kommunikations-Management GmbH

Wenn Erschöpfung das Leben prägt
Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler


















Wenn Erschöpfung das Leben prägt / Fatigue und seine wenigen erprobten Gegenspieler
  • Bild-Infos
  • Download

Köln (ots)

Der erschöpfte Dauerzustand namens Fatigue tritt häufig infolge von Krebserkrankungen, chronischen Krankheitsbildern oder neuerdings auch nach einer Covid19-Erkrankung auf. Noch existiert kein Medikament, keine zugelassene Therapie, die eindeutig Abhilfe verschaffen. Eine Mischung aus gezielter körperlicher Aktivität und pflanzlichen Heilmitteln wie Ginseng und Mistel zeigt jedoch interessante Erfolge.

Bleierne Müdigkeit und Kraftlosigkeit

Knapp über 90% der Tumorpatienten kennen das sogenannte chronische Erschöpfungs-Syndrom. Doch Millionen Menschen leiden auch ohne Krebserkrankung darunter. Trotz ihrer enormen Häufigkeit ist die Fatigue bis heute eine medizinische Herausforderung. Auch eines der häufigsten neurologischen Symptome bei COVID-19 ist Fatigue, wie erste Erkenntnisse nahelegen. Doch noch bessert keine schulmedizinische Behandlung messbar die quälende Müdigkeit und tiefe Erschöpfung von Fatigue-Patienten. Zudem sind nur wenige Verfahren der Komplementärmedizin wissenschaftlich als wirksam belegt.

Heilende Wurzel aus Asien

Der integrative Onkologe Prof. Dr. Nilo Gardin aus São Paulo stellte erst 2018 fest: „Es gibt auf jeden Fall drei Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann: Sport, Ginseng und Mistel.“ In Asien zählt der Rote Ginseng seit Jahrtausenden zu den wertvollsten pflanzlichen Arzneimitteln überhaupt. Wurzelextrakte aus rotem Ginseng erhielten nach langer Prüfung eine Arzneimittelzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. In der Begründung heißt es, dass die Ginsengwurzel ein „auf traditioneller Erfahrung beruhendes Heilpflanzenprodukt für Kraftlosigkeits-Beschwerden wie Fatigue und Erschöpfung“ ist. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO sieht diese Wirkungen – „Vorbeugung und Besserung bei mentaler und körperlicher Leistungsschwäche mit Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrationsverlust sowie während der Rekonvaleszenz nach Krankheiten“ – durch klinische Studiendaten bestätigt.

Weitere Hoffnung aus der Natur

Die Mistel ist das derzeit am häufigsten verwendete und erforschte Heilmittel in der integrativen Onkologie. Sie zeigt ihre Wirksamkeit aber genauso bei nicht onkologisch bedingter Fatigue. Das traditionelle Arzneimittel wird seit knapp 100 Jahren in der integrativen Krebsbehandlung eingesetzt. Die wissenschaftliche Diskussion zu den verschiedenen Effekten der Pflanze ist trotz hunderter wissenschaftlicher Studien nicht abgeschlossen. Für das tumorbedingte Fatigue-Syndrom besteht in Deutschland jedenfalls eine arzneimittelrechtliche Zulassung und Kostenübernahme durch die Kassen.

Doch vielen Patienten ist dies nicht nur zu einseitig, sie wollen auch mehr für sich selbst tun, Initiative ergreifen, selbstbestimmt agieren. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe interessieren sich mehr als 70 Prozent der Krebspatienten generell für komplementärmedizinische Verfahren.

Pressekontakt:

POYS Kommunikations-Management GmbH
0221 / 957 491 23
n.weber@poys.de

Original-Content von: POYS Kommunikations-Management GmbH, übermittelt

Veröffentlicht am

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte

01.04.2021 – 11:34

PHARMA FAKTEN

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“
Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte


















München (ots)

Die Corona-Pandemie hat uns geradewegs in die so genannte „Rationalitätenfalle“ geführt – sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie wir dieser Falle wieder entkommen, was passieren muss, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen – und welche Parallelen es zwischen Corona- und Klimakrise gibt.

https://ots.de/NdvHNS

Herr Prof. Apolte, Sie schreiben in einem Beitrag zur „Pandemiebekämpfung im Westen“, die Menschen müssten ihr persönliches Infektionsrisiko höher einschätzen als es tatsächlich ist, damit sich das Coronavirus nicht exponentiell verbreitet. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Prof. Dr. Thomas Apolte: Im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihr persönliches Risiko zunächst überschätzt. Bedenken wir: Es war über das Jahr gerechnet mit knapp vier Prozent nicht allzu wahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken. Und falls doch, betrug die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, ungefähr ein Prozent. Kombiniert lag das Sterberisiko für einen einzelnen Menschen bei 0,4 Promille und damit nicht besonders hoch – dieses Risiko haben die Menschen zunächst stark überschätzt.

Hätten wir es damals also lockerer angehen können – ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lockdown?

Apolte: Auf keinen Fall. Denn es gibt noch eine andere Seite: Man löst durch unvorsichtiges Verhalten einen weiteren Schaden aus – allerdings nicht bei sich selbst, sondern durch Ansteckung bei anderen Menschen. Während das Risiko, durch unvorsichtiges Verhalten selbst zu Schaden zu kommen, eher gering ist, beträgt der Schaden bei anderen ein Vielfaches.

Das müssen Sie genauer erklären.

Apolte: Man kann das so verdeutlichen: Wenn ich unvorsichtig bin, bleibt das Infektionsrisiko immer noch überschaubar, und selbst wenn ich mich infiziere, komme ich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davon. Ich werde aber im Mittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen anderen anstecken. Jede sorglose Person steckt im Durchschnitt vielleicht zwei oder drei weitere Personen an. Die werden dann wieder ein bis zwei Personen anstecken und so weiter. Das löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende aus womöglich hunderttausend oder mehr weiteren Infektionen besteht – und darunter werden fast mit Sicherheit Todesfälle sein. Das nennen wir Wirtschaftswissenschaftler einen externen Effekt – der Schaden, den eine einzelne Person insgesamt anrichtet, ist größer als der selbst zu tragende Schaden. Der externe Schaden wird gerade bei Corona von den Einzelnen offenbar massiv unterschätzt.

Warum wurden die Menschen im Laufe der Zeit wieder leichtsinniger?

Apolte: Weil ihnen klar wurde, dass das individuelle Risiko nicht sehr hoch ist. Hinzu kommt der externe Effekt: Wer vorsichtig ist und zum Beispiel immer korrekt seine Maske trägt, schützt in erster Linie andere. Die Motivation zum Schutz anderer ist immer schwächer als die Motivation zum eigenen Schutz – so sind wir Menschen eben. Das bezeichnet man als Rationalitätenfalle: Rationales Handeln von Individuen führt nicht immer zu rationalen Ergebnissen für die Gemeinschaft. Je nach Alter, Gesundheitsstand und Risikoneigung muss es individuell nicht irrational sein, sich unvorsichtig zu verhalten. Die kollektive Perspektive ist aber eine andere.

Ist das auch bei anderen Schutzmaßnahmen so, etwa bei Selbsttests oder Warn-App?

Apolte: Ich erinnere mich an Werbeanzeigen für die App, in denen stand: „Schützen Sie sich selbst.“ Die Wahrheit ist: Ich kann mich persönlich mit der App überhaupt nicht schützen, ebenso wenig mit einem Schnelltest – denn, wenn ich dank App oder Test feststelle, dass ich infiziert bin, dann ist das für mich selbst nicht mehr hilfreich. Aber: Ich kann mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, niemanden anzustecken. App und Selbsttests schützen daher allein mein Umfeld. Damit ist es eine Frage der Moral, ob ich sie nutze oder nicht – und die Moral erodiert mit der Zeit. Verstärkt wird das dadurch, dass die Leute mit der Zeit pandemiemüde werden.

Hilft es da, an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren?

Apolte: Es spricht nichts dagegen, aber es reicht nicht. Wer sich persönlich wenig bedroht fühlt, tendiert zur Suche nach Argumenten, um mangelnde Umsicht zu rechtfertigen. Mit der Einsicht in die relativ geringe individuelle Bedrohung greift das schnell um sich. Bereits im Juli konnte man die Folgen beobachten. Die Politik hätte damals bereits zu spürbaren Kontaktbeschränkungen zurückkehren und zugleich eine nachhaltige Strategie entwickeln müssen. Es gab bereits Schnelltests. Man hätte also eine Teststrategie mit einer weiterentwickelten App als integralem Bestandteil vorbereiten können. Stattdessen hat man die heraufziehende Gefahr grob unterschätzt und gegen alle Warnungen der Wissenschaft auf einen milden Verlauf im Winter gesetzt.

Hinzu kam, dass alle die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenzen so gedeutet haben, wie sie wollten.

Apolte: So, wie die einzelnen Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr für andere zu gering gewichten, so gewichtet jeder Ministerpräsident die von seinem Bundesland ausgehende Gefahr für andere Bundesländer auch nicht genügend. Das ist aus deren Sicht wiederum durchaus vernünftig. In der Folge gewichten sie das gesamte Infektionsgeschehen aber systematisch zu wenig, genau so, wie es die Rationalitätenfalle voraussagt. Zuletzt verteidigten die Ministerpräsidenten selbst im Angesicht der herannahenden Katastrophe fast nur noch ihre landesspezifischen Interessen gegen die von der Bundeskanzlerin gewünschten umfassenden Maßnahmen.

Ihrer Überzeugung nach haben die westlichen Länder bei der Pandemie-Bekämpfung noch viel Potenzial nach oben. Könnten Sie das mit Beispielen erläutern?

Apolte: Ich will nicht nachkarten. Aber es wäre besser gewesen, von Anfang an konsequent auf eine effektive digitale Kontaktverfolgung zu setzen. Hier können wir von den asiatischen Demokratien viel lernen. Die unumgänglichen datenschutzrechtlichen Eingriffe wären dabei eher milde, zumindest verglichen mit den jetzigen Einschränkungen. Es ist aber noch immer nicht zu spät. Es gibt inzwischen die Luca-App, die bezeichnenderweise aus der Privatwirtschaft kommt – die müssen wir und die Gesundheitsämter konsequent nutzen. Außerdem hätte man bei den Test-Technologien früher und offensiver vorgehen sollen, vor allem für die Schulen. Das gilt auch für die jetzt erst einsetzenden Bemühungen, den Zugang zu bestimmten Orten von einem negativen Testergebnis abhängig zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: Angesichts der aktuellen Entwicklung werden wir an einem weiteren harten Lockdown nicht vorbeikommen. Dann aber brauchen wir eine Überbrückung, bis wir mit den Impfungen so weit sind wie zum Beispiel Israel. Die kann nicht aus sechs weiteren Monaten Lockdown bestehen.

Was muss jetzt passieren, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen?

Apolte: Die kurzfristige Chance besteht vor allem im Testen. Stellen Sie sich vor, wir würden uns alle jeden Morgen so selbstverständlich testen, wie wir uns die Zähne putzen. Dann würde allein dadurch das Virus aussterben – ohne Impfung und ohne jede weitere Maßnahme. Hierzu reichte eine Testgenauigkeit von 80 Prozent, wie sie die meisten Selbsttests haben.

Das klingt schön, aber nicht allzu realistisch.

Apolte: Mag sein, aber wir könnten und sollten in den Schulen so bald wie möglich täglich testen und dann dazu übergehen, Restaurants, Kinos und andere Orte für Leute zu öffnen, die einen frischen Test haben. Mit einem frischen Test ist es sehr unwahrscheinlich, andere anzustecken, selbst wenn man schon infiziert ist.

Wie viele Selbsttests haben Sie schon gemacht?

Apolte: Um ehrlich zu sein, ich habe gestern meinen ersten Selbsttest gemacht. Den habe ich mir vor ein paar Tagen in einer Apotheke besorgt.

Bei Aldi war er nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Teststrategie mag zwar gut sein, aber es muss die Tests auch geben, und zwar in großer Menge.

Apolte: Sicher, aber das läuft gerade an. Wie gesagt kann das kein Ersatz für beherzte Maßnahmen sein, wie wir sie in der aktuellen und überaus gefährlichen Lage jetzt dringend brauchen. Die Zwischenzeit sollten wir aber zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den Test-Nachweis und für die Versorgung der Schulen und KITAS mit Tests nutzen. Wenn wir hier die richtige Reihenfolge beachten, dann könnten wir mit Hilfe frischer Tests wirklich bald wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio zu gehen – ohne uns und andere zu gefährden. Als wichtigen Nebeneffekt sendet dies einen sehr großen Anreiz aus, sich häufig testen zu lassen. Dann testen wir uns nicht, um andere zu schützen, sondern um Zugang zu erhalten. Die Testproduktion passt sich dann von allein an, getrieben von Erwerbsstreben. Der Antrieb über den Eigennutz mag weniger moralisch klingen, ist aber umso effektiver.

Wie das Coronavirus führt auch der Klimawandel letztlich zu einer Gesundheitskrise. Sehen Sie Parallelen zwischen Corona- und Klimakrise?

Apolte: Ja, es gibt Parallelen, aber es gibt auch bedeutende Unterschiede. Die Parallele liegt darin, dass es den einzelnen Menschen nichts hilft, das Problem zu erkennen. Denn als Einzelner werde ich auch mit vorbildlichem Verhalten das Klima nicht retten können. Daher brauchen wir genauso wie in der Coronakrise eine staatliche Koordination dieses Handelns – etwa durch eine CO2-Besteuerung. Der Unterschied ist, dass eine solche Koordination beim Klima weltweit erfolgen muss, wir aber keine Weltregierung haben. Bei rund 200 Staaten weltweit macht das die Bekämpfung der Klimakatastrophe ungleich komplizierter. Denken wir nur an das Desaster der Ministerpräsidentenkonferenzen. Insofern bin ich bei Corona durchaus optimistisch, dass wir die Probleme noch in diesem Jahr in den Griff bekommen – beim Klimawandel bin ich das leider nicht.

Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: https://ots.de/YNLOYz.

Abdruck bitte unter Angabe der Quelle: pharma-fakten.de

Belegexemplare gerne an redaktion@pharma-fakten.de.

PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland

PHARMA FAKTEN ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 15 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche organisiert sind. Kern der Initiative ist die Online-Plattform www.pharma-fakten.de, an der eine eigenständige Redaktion kontinuierlich arbeitet. Pharma Fakten berichtet seit 2014 regelmäßig über Gesundheitsthemen. Schwerpunkte sind die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den verschiedensten Indikationen sowie gesundheitspolitische und ökonomische Hintergründe.

Pressekontakt:

Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten

Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt

Veröffentlicht am

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte

01.04.2021 – 11:34

PHARMA FAKTEN

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“
Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte


















München (ots)

Die Corona-Pandemie hat uns geradewegs in die so genannte „Rationalitätenfalle“ geführt – sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie wir dieser Falle wieder entkommen, was passieren muss, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen – und welche Parallelen es zwischen Corona- und Klimakrise gibt.

https://ots.de/NdvHNS

Herr Prof. Apolte, Sie schreiben in einem Beitrag zur „Pandemiebekämpfung im Westen“, die Menschen müssten ihr persönliches Infektionsrisiko höher einschätzen als es tatsächlich ist, damit sich das Coronavirus nicht exponentiell verbreitet. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Prof. Dr. Thomas Apolte: Im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihr persönliches Risiko zunächst überschätzt. Bedenken wir: Es war über das Jahr gerechnet mit knapp vier Prozent nicht allzu wahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken. Und falls doch, betrug die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, ungefähr ein Prozent. Kombiniert lag das Sterberisiko für einen einzelnen Menschen bei 0,4 Promille und damit nicht besonders hoch – dieses Risiko haben die Menschen zunächst stark überschätzt.

Hätten wir es damals also lockerer angehen können – ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lockdown?

Apolte: Auf keinen Fall. Denn es gibt noch eine andere Seite: Man löst durch unvorsichtiges Verhalten einen weiteren Schaden aus – allerdings nicht bei sich selbst, sondern durch Ansteckung bei anderen Menschen. Während das Risiko, durch unvorsichtiges Verhalten selbst zu Schaden zu kommen, eher gering ist, beträgt der Schaden bei anderen ein Vielfaches.

Das müssen Sie genauer erklären.

Apolte: Man kann das so verdeutlichen: Wenn ich unvorsichtig bin, bleibt das Infektionsrisiko immer noch überschaubar, und selbst wenn ich mich infiziere, komme ich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davon. Ich werde aber im Mittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen anderen anstecken. Jede sorglose Person steckt im Durchschnitt vielleicht zwei oder drei weitere Personen an. Die werden dann wieder ein bis zwei Personen anstecken und so weiter. Das löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende aus womöglich hunderttausend oder mehr weiteren Infektionen besteht – und darunter werden fast mit Sicherheit Todesfälle sein. Das nennen wir Wirtschaftswissenschaftler einen externen Effekt – der Schaden, den eine einzelne Person insgesamt anrichtet, ist größer als der selbst zu tragende Schaden. Der externe Schaden wird gerade bei Corona von den Einzelnen offenbar massiv unterschätzt.

Warum wurden die Menschen im Laufe der Zeit wieder leichtsinniger?

Apolte: Weil ihnen klar wurde, dass das individuelle Risiko nicht sehr hoch ist. Hinzu kommt der externe Effekt: Wer vorsichtig ist und zum Beispiel immer korrekt seine Maske trägt, schützt in erster Linie andere. Die Motivation zum Schutz anderer ist immer schwächer als die Motivation zum eigenen Schutz – so sind wir Menschen eben. Das bezeichnet man als Rationalitätenfalle: Rationales Handeln von Individuen führt nicht immer zu rationalen Ergebnissen für die Gemeinschaft. Je nach Alter, Gesundheitsstand und Risikoneigung muss es individuell nicht irrational sein, sich unvorsichtig zu verhalten. Die kollektive Perspektive ist aber eine andere.

Ist das auch bei anderen Schutzmaßnahmen so, etwa bei Selbsttests oder Warn-App?

Apolte: Ich erinnere mich an Werbeanzeigen für die App, in denen stand: „Schützen Sie sich selbst.“ Die Wahrheit ist: Ich kann mich persönlich mit der App überhaupt nicht schützen, ebenso wenig mit einem Schnelltest – denn, wenn ich dank App oder Test feststelle, dass ich infiziert bin, dann ist das für mich selbst nicht mehr hilfreich. Aber: Ich kann mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, niemanden anzustecken. App und Selbsttests schützen daher allein mein Umfeld. Damit ist es eine Frage der Moral, ob ich sie nutze oder nicht – und die Moral erodiert mit der Zeit. Verstärkt wird das dadurch, dass die Leute mit der Zeit pandemiemüde werden.

Hilft es da, an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren?

Apolte: Es spricht nichts dagegen, aber es reicht nicht. Wer sich persönlich wenig bedroht fühlt, tendiert zur Suche nach Argumenten, um mangelnde Umsicht zu rechtfertigen. Mit der Einsicht in die relativ geringe individuelle Bedrohung greift das schnell um sich. Bereits im Juli konnte man die Folgen beobachten. Die Politik hätte damals bereits zu spürbaren Kontaktbeschränkungen zurückkehren und zugleich eine nachhaltige Strategie entwickeln müssen. Es gab bereits Schnelltests. Man hätte also eine Teststrategie mit einer weiterentwickelten App als integralem Bestandteil vorbereiten können. Stattdessen hat man die heraufziehende Gefahr grob unterschätzt und gegen alle Warnungen der Wissenschaft auf einen milden Verlauf im Winter gesetzt.

Hinzu kam, dass alle die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenzen so gedeutet haben, wie sie wollten.

Apolte: So, wie die einzelnen Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr für andere zu gering gewichten, so gewichtet jeder Ministerpräsident die von seinem Bundesland ausgehende Gefahr für andere Bundesländer auch nicht genügend. Das ist aus deren Sicht wiederum durchaus vernünftig. In der Folge gewichten sie das gesamte Infektionsgeschehen aber systematisch zu wenig, genau so, wie es die Rationalitätenfalle voraussagt. Zuletzt verteidigten die Ministerpräsidenten selbst im Angesicht der herannahenden Katastrophe fast nur noch ihre landesspezifischen Interessen gegen die von der Bundeskanzlerin gewünschten umfassenden Maßnahmen.

Ihrer Überzeugung nach haben die westlichen Länder bei der Pandemie-Bekämpfung noch viel Potenzial nach oben. Könnten Sie das mit Beispielen erläutern?

Apolte: Ich will nicht nachkarten. Aber es wäre besser gewesen, von Anfang an konsequent auf eine effektive digitale Kontaktverfolgung zu setzen. Hier können wir von den asiatischen Demokratien viel lernen. Die unumgänglichen datenschutzrechtlichen Eingriffe wären dabei eher milde, zumindest verglichen mit den jetzigen Einschränkungen. Es ist aber noch immer nicht zu spät. Es gibt inzwischen die Luca-App, die bezeichnenderweise aus der Privatwirtschaft kommt – die müssen wir und die Gesundheitsämter konsequent nutzen. Außerdem hätte man bei den Test-Technologien früher und offensiver vorgehen sollen, vor allem für die Schulen. Das gilt auch für die jetzt erst einsetzenden Bemühungen, den Zugang zu bestimmten Orten von einem negativen Testergebnis abhängig zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: Angesichts der aktuellen Entwicklung werden wir an einem weiteren harten Lockdown nicht vorbeikommen. Dann aber brauchen wir eine Überbrückung, bis wir mit den Impfungen so weit sind wie zum Beispiel Israel. Die kann nicht aus sechs weiteren Monaten Lockdown bestehen.

Was muss jetzt passieren, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen?

Apolte: Die kurzfristige Chance besteht vor allem im Testen. Stellen Sie sich vor, wir würden uns alle jeden Morgen so selbstverständlich testen, wie wir uns die Zähne putzen. Dann würde allein dadurch das Virus aussterben – ohne Impfung und ohne jede weitere Maßnahme. Hierzu reichte eine Testgenauigkeit von 80 Prozent, wie sie die meisten Selbsttests haben.

Das klingt schön, aber nicht allzu realistisch.

Apolte: Mag sein, aber wir könnten und sollten in den Schulen so bald wie möglich täglich testen und dann dazu übergehen, Restaurants, Kinos und andere Orte für Leute zu öffnen, die einen frischen Test haben. Mit einem frischen Test ist es sehr unwahrscheinlich, andere anzustecken, selbst wenn man schon infiziert ist.

Wie viele Selbsttests haben Sie schon gemacht?

Apolte: Um ehrlich zu sein, ich habe gestern meinen ersten Selbsttest gemacht. Den habe ich mir vor ein paar Tagen in einer Apotheke besorgt.

Bei Aldi war er nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Teststrategie mag zwar gut sein, aber es muss die Tests auch geben, und zwar in großer Menge.

Apolte: Sicher, aber das läuft gerade an. Wie gesagt kann das kein Ersatz für beherzte Maßnahmen sein, wie wir sie in der aktuellen und überaus gefährlichen Lage jetzt dringend brauchen. Die Zwischenzeit sollten wir aber zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den Test-Nachweis und für die Versorgung der Schulen und KITAS mit Tests nutzen. Wenn wir hier die richtige Reihenfolge beachten, dann könnten wir mit Hilfe frischer Tests wirklich bald wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio zu gehen – ohne uns und andere zu gefährden. Als wichtigen Nebeneffekt sendet dies einen sehr großen Anreiz aus, sich häufig testen zu lassen. Dann testen wir uns nicht, um andere zu schützen, sondern um Zugang zu erhalten. Die Testproduktion passt sich dann von allein an, getrieben von Erwerbsstreben. Der Antrieb über den Eigennutz mag weniger moralisch klingen, ist aber umso effektiver.

Wie das Coronavirus führt auch der Klimawandel letztlich zu einer Gesundheitskrise. Sehen Sie Parallelen zwischen Corona- und Klimakrise?

Apolte: Ja, es gibt Parallelen, aber es gibt auch bedeutende Unterschiede. Die Parallele liegt darin, dass es den einzelnen Menschen nichts hilft, das Problem zu erkennen. Denn als Einzelner werde ich auch mit vorbildlichem Verhalten das Klima nicht retten können. Daher brauchen wir genauso wie in der Coronakrise eine staatliche Koordination dieses Handelns – etwa durch eine CO2-Besteuerung. Der Unterschied ist, dass eine solche Koordination beim Klima weltweit erfolgen muss, wir aber keine Weltregierung haben. Bei rund 200 Staaten weltweit macht das die Bekämpfung der Klimakatastrophe ungleich komplizierter. Denken wir nur an das Desaster der Ministerpräsidentenkonferenzen. Insofern bin ich bei Corona durchaus optimistisch, dass wir die Probleme noch in diesem Jahr in den Griff bekommen – beim Klimawandel bin ich das leider nicht.

Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: https://ots.de/YNLOYz.

Abdruck bitte unter Angabe der Quelle: pharma-fakten.de

Belegexemplare gerne an redaktion@pharma-fakten.de.

PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland

PHARMA FAKTEN ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 15 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche organisiert sind. Kern der Initiative ist die Online-Plattform www.pharma-fakten.de, an der eine eigenständige Redaktion kontinuierlich arbeitet. Pharma Fakten berichtet seit 2014 regelmäßig über Gesundheitsthemen. Schwerpunkte sind die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den verschiedensten Indikationen sowie gesundheitspolitische und ökonomische Hintergründe.

Pressekontakt:

Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten

Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt

Veröffentlicht am

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte

01.04.2021 – 11:34

PHARMA FAKTEN

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“
Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte


















München (ots)

Die Corona-Pandemie hat uns geradewegs in die so genannte „Rationalitätenfalle“ geführt – sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie wir dieser Falle wieder entkommen, was passieren muss, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen – und welche Parallelen es zwischen Corona- und Klimakrise gibt.

https://ots.de/NdvHNS

Herr Prof. Apolte, Sie schreiben in einem Beitrag zur „Pandemiebekämpfung im Westen“, die Menschen müssten ihr persönliches Infektionsrisiko höher einschätzen als es tatsächlich ist, damit sich das Coronavirus nicht exponentiell verbreitet. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Prof. Dr. Thomas Apolte: Im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihr persönliches Risiko zunächst überschätzt. Bedenken wir: Es war über das Jahr gerechnet mit knapp vier Prozent nicht allzu wahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken. Und falls doch, betrug die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, ungefähr ein Prozent. Kombiniert lag das Sterberisiko für einen einzelnen Menschen bei 0,4 Promille und damit nicht besonders hoch – dieses Risiko haben die Menschen zunächst stark überschätzt.

Hätten wir es damals also lockerer angehen können – ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lockdown?

Apolte: Auf keinen Fall. Denn es gibt noch eine andere Seite: Man löst durch unvorsichtiges Verhalten einen weiteren Schaden aus – allerdings nicht bei sich selbst, sondern durch Ansteckung bei anderen Menschen. Während das Risiko, durch unvorsichtiges Verhalten selbst zu Schaden zu kommen, eher gering ist, beträgt der Schaden bei anderen ein Vielfaches.

Das müssen Sie genauer erklären.

Apolte: Man kann das so verdeutlichen: Wenn ich unvorsichtig bin, bleibt das Infektionsrisiko immer noch überschaubar, und selbst wenn ich mich infiziere, komme ich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davon. Ich werde aber im Mittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen anderen anstecken. Jede sorglose Person steckt im Durchschnitt vielleicht zwei oder drei weitere Personen an. Die werden dann wieder ein bis zwei Personen anstecken und so weiter. Das löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende aus womöglich hunderttausend oder mehr weiteren Infektionen besteht – und darunter werden fast mit Sicherheit Todesfälle sein. Das nennen wir Wirtschaftswissenschaftler einen externen Effekt – der Schaden, den eine einzelne Person insgesamt anrichtet, ist größer als der selbst zu tragende Schaden. Der externe Schaden wird gerade bei Corona von den Einzelnen offenbar massiv unterschätzt.

Warum wurden die Menschen im Laufe der Zeit wieder leichtsinniger?

Apolte: Weil ihnen klar wurde, dass das individuelle Risiko nicht sehr hoch ist. Hinzu kommt der externe Effekt: Wer vorsichtig ist und zum Beispiel immer korrekt seine Maske trägt, schützt in erster Linie andere. Die Motivation zum Schutz anderer ist immer schwächer als die Motivation zum eigenen Schutz – so sind wir Menschen eben. Das bezeichnet man als Rationalitätenfalle: Rationales Handeln von Individuen führt nicht immer zu rationalen Ergebnissen für die Gemeinschaft. Je nach Alter, Gesundheitsstand und Risikoneigung muss es individuell nicht irrational sein, sich unvorsichtig zu verhalten. Die kollektive Perspektive ist aber eine andere.

Ist das auch bei anderen Schutzmaßnahmen so, etwa bei Selbsttests oder Warn-App?

Apolte: Ich erinnere mich an Werbeanzeigen für die App, in denen stand: „Schützen Sie sich selbst.“ Die Wahrheit ist: Ich kann mich persönlich mit der App überhaupt nicht schützen, ebenso wenig mit einem Schnelltest – denn, wenn ich dank App oder Test feststelle, dass ich infiziert bin, dann ist das für mich selbst nicht mehr hilfreich. Aber: Ich kann mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, niemanden anzustecken. App und Selbsttests schützen daher allein mein Umfeld. Damit ist es eine Frage der Moral, ob ich sie nutze oder nicht – und die Moral erodiert mit der Zeit. Verstärkt wird das dadurch, dass die Leute mit der Zeit pandemiemüde werden.

Hilft es da, an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren?

Apolte: Es spricht nichts dagegen, aber es reicht nicht. Wer sich persönlich wenig bedroht fühlt, tendiert zur Suche nach Argumenten, um mangelnde Umsicht zu rechtfertigen. Mit der Einsicht in die relativ geringe individuelle Bedrohung greift das schnell um sich. Bereits im Juli konnte man die Folgen beobachten. Die Politik hätte damals bereits zu spürbaren Kontaktbeschränkungen zurückkehren und zugleich eine nachhaltige Strategie entwickeln müssen. Es gab bereits Schnelltests. Man hätte also eine Teststrategie mit einer weiterentwickelten App als integralem Bestandteil vorbereiten können. Stattdessen hat man die heraufziehende Gefahr grob unterschätzt und gegen alle Warnungen der Wissenschaft auf einen milden Verlauf im Winter gesetzt.

Hinzu kam, dass alle die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenzen so gedeutet haben, wie sie wollten.

Apolte: So, wie die einzelnen Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr für andere zu gering gewichten, so gewichtet jeder Ministerpräsident die von seinem Bundesland ausgehende Gefahr für andere Bundesländer auch nicht genügend. Das ist aus deren Sicht wiederum durchaus vernünftig. In der Folge gewichten sie das gesamte Infektionsgeschehen aber systematisch zu wenig, genau so, wie es die Rationalitätenfalle voraussagt. Zuletzt verteidigten die Ministerpräsidenten selbst im Angesicht der herannahenden Katastrophe fast nur noch ihre landesspezifischen Interessen gegen die von der Bundeskanzlerin gewünschten umfassenden Maßnahmen.

Ihrer Überzeugung nach haben die westlichen Länder bei der Pandemie-Bekämpfung noch viel Potenzial nach oben. Könnten Sie das mit Beispielen erläutern?

Apolte: Ich will nicht nachkarten. Aber es wäre besser gewesen, von Anfang an konsequent auf eine effektive digitale Kontaktverfolgung zu setzen. Hier können wir von den asiatischen Demokratien viel lernen. Die unumgänglichen datenschutzrechtlichen Eingriffe wären dabei eher milde, zumindest verglichen mit den jetzigen Einschränkungen. Es ist aber noch immer nicht zu spät. Es gibt inzwischen die Luca-App, die bezeichnenderweise aus der Privatwirtschaft kommt – die müssen wir und die Gesundheitsämter konsequent nutzen. Außerdem hätte man bei den Test-Technologien früher und offensiver vorgehen sollen, vor allem für die Schulen. Das gilt auch für die jetzt erst einsetzenden Bemühungen, den Zugang zu bestimmten Orten von einem negativen Testergebnis abhängig zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: Angesichts der aktuellen Entwicklung werden wir an einem weiteren harten Lockdown nicht vorbeikommen. Dann aber brauchen wir eine Überbrückung, bis wir mit den Impfungen so weit sind wie zum Beispiel Israel. Die kann nicht aus sechs weiteren Monaten Lockdown bestehen.

Was muss jetzt passieren, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen?

Apolte: Die kurzfristige Chance besteht vor allem im Testen. Stellen Sie sich vor, wir würden uns alle jeden Morgen so selbstverständlich testen, wie wir uns die Zähne putzen. Dann würde allein dadurch das Virus aussterben – ohne Impfung und ohne jede weitere Maßnahme. Hierzu reichte eine Testgenauigkeit von 80 Prozent, wie sie die meisten Selbsttests haben.

Das klingt schön, aber nicht allzu realistisch.

Apolte: Mag sein, aber wir könnten und sollten in den Schulen so bald wie möglich täglich testen und dann dazu übergehen, Restaurants, Kinos und andere Orte für Leute zu öffnen, die einen frischen Test haben. Mit einem frischen Test ist es sehr unwahrscheinlich, andere anzustecken, selbst wenn man schon infiziert ist.

Wie viele Selbsttests haben Sie schon gemacht?

Apolte: Um ehrlich zu sein, ich habe gestern meinen ersten Selbsttest gemacht. Den habe ich mir vor ein paar Tagen in einer Apotheke besorgt.

Bei Aldi war er nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Teststrategie mag zwar gut sein, aber es muss die Tests auch geben, und zwar in großer Menge.

Apolte: Sicher, aber das läuft gerade an. Wie gesagt kann das kein Ersatz für beherzte Maßnahmen sein, wie wir sie in der aktuellen und überaus gefährlichen Lage jetzt dringend brauchen. Die Zwischenzeit sollten wir aber zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den Test-Nachweis und für die Versorgung der Schulen und KITAS mit Tests nutzen. Wenn wir hier die richtige Reihenfolge beachten, dann könnten wir mit Hilfe frischer Tests wirklich bald wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio zu gehen – ohne uns und andere zu gefährden. Als wichtigen Nebeneffekt sendet dies einen sehr großen Anreiz aus, sich häufig testen zu lassen. Dann testen wir uns nicht, um andere zu schützen, sondern um Zugang zu erhalten. Die Testproduktion passt sich dann von allein an, getrieben von Erwerbsstreben. Der Antrieb über den Eigennutz mag weniger moralisch klingen, ist aber umso effektiver.

Wie das Coronavirus führt auch der Klimawandel letztlich zu einer Gesundheitskrise. Sehen Sie Parallelen zwischen Corona- und Klimakrise?

Apolte: Ja, es gibt Parallelen, aber es gibt auch bedeutende Unterschiede. Die Parallele liegt darin, dass es den einzelnen Menschen nichts hilft, das Problem zu erkennen. Denn als Einzelner werde ich auch mit vorbildlichem Verhalten das Klima nicht retten können. Daher brauchen wir genauso wie in der Coronakrise eine staatliche Koordination dieses Handelns – etwa durch eine CO2-Besteuerung. Der Unterschied ist, dass eine solche Koordination beim Klima weltweit erfolgen muss, wir aber keine Weltregierung haben. Bei rund 200 Staaten weltweit macht das die Bekämpfung der Klimakatastrophe ungleich komplizierter. Denken wir nur an das Desaster der Ministerpräsidentenkonferenzen. Insofern bin ich bei Corona durchaus optimistisch, dass wir die Probleme noch in diesem Jahr in den Griff bekommen – beim Klimawandel bin ich das leider nicht.

Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: https://ots.de/YNLOYz.

Abdruck bitte unter Angabe der Quelle: pharma-fakten.de

Belegexemplare gerne an redaktion@pharma-fakten.de.

PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland

PHARMA FAKTEN ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 15 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche organisiert sind. Kern der Initiative ist die Online-Plattform www.pharma-fakten.de, an der eine eigenständige Redaktion kontinuierlich arbeitet. Pharma Fakten berichtet seit 2014 regelmäßig über Gesundheitsthemen. Schwerpunkte sind die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den verschiedensten Indikationen sowie gesundheitspolitische und ökonomische Hintergründe.

Pressekontakt:

Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten

Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt

Veröffentlicht am

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte

01.04.2021 – 11:34

PHARMA FAKTEN

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“
Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte


















München (ots)

Die Corona-Pandemie hat uns geradewegs in die so genannte „Rationalitätenfalle“ geführt – sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie wir dieser Falle wieder entkommen, was passieren muss, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen – und welche Parallelen es zwischen Corona- und Klimakrise gibt.

https://ots.de/NdvHNS

Herr Prof. Apolte, Sie schreiben in einem Beitrag zur „Pandemiebekämpfung im Westen“, die Menschen müssten ihr persönliches Infektionsrisiko höher einschätzen als es tatsächlich ist, damit sich das Coronavirus nicht exponentiell verbreitet. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Prof. Dr. Thomas Apolte: Im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihr persönliches Risiko zunächst überschätzt. Bedenken wir: Es war über das Jahr gerechnet mit knapp vier Prozent nicht allzu wahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken. Und falls doch, betrug die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, ungefähr ein Prozent. Kombiniert lag das Sterberisiko für einen einzelnen Menschen bei 0,4 Promille und damit nicht besonders hoch – dieses Risiko haben die Menschen zunächst stark überschätzt.

Hätten wir es damals also lockerer angehen können – ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lockdown?

Apolte: Auf keinen Fall. Denn es gibt noch eine andere Seite: Man löst durch unvorsichtiges Verhalten einen weiteren Schaden aus – allerdings nicht bei sich selbst, sondern durch Ansteckung bei anderen Menschen. Während das Risiko, durch unvorsichtiges Verhalten selbst zu Schaden zu kommen, eher gering ist, beträgt der Schaden bei anderen ein Vielfaches.

Das müssen Sie genauer erklären.

Apolte: Man kann das so verdeutlichen: Wenn ich unvorsichtig bin, bleibt das Infektionsrisiko immer noch überschaubar, und selbst wenn ich mich infiziere, komme ich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davon. Ich werde aber im Mittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen anderen anstecken. Jede sorglose Person steckt im Durchschnitt vielleicht zwei oder drei weitere Personen an. Die werden dann wieder ein bis zwei Personen anstecken und so weiter. Das löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende aus womöglich hunderttausend oder mehr weiteren Infektionen besteht – und darunter werden fast mit Sicherheit Todesfälle sein. Das nennen wir Wirtschaftswissenschaftler einen externen Effekt – der Schaden, den eine einzelne Person insgesamt anrichtet, ist größer als der selbst zu tragende Schaden. Der externe Schaden wird gerade bei Corona von den Einzelnen offenbar massiv unterschätzt.

Warum wurden die Menschen im Laufe der Zeit wieder leichtsinniger?

Apolte: Weil ihnen klar wurde, dass das individuelle Risiko nicht sehr hoch ist. Hinzu kommt der externe Effekt: Wer vorsichtig ist und zum Beispiel immer korrekt seine Maske trägt, schützt in erster Linie andere. Die Motivation zum Schutz anderer ist immer schwächer als die Motivation zum eigenen Schutz – so sind wir Menschen eben. Das bezeichnet man als Rationalitätenfalle: Rationales Handeln von Individuen führt nicht immer zu rationalen Ergebnissen für die Gemeinschaft. Je nach Alter, Gesundheitsstand und Risikoneigung muss es individuell nicht irrational sein, sich unvorsichtig zu verhalten. Die kollektive Perspektive ist aber eine andere.

Ist das auch bei anderen Schutzmaßnahmen so, etwa bei Selbsttests oder Warn-App?

Apolte: Ich erinnere mich an Werbeanzeigen für die App, in denen stand: „Schützen Sie sich selbst.“ Die Wahrheit ist: Ich kann mich persönlich mit der App überhaupt nicht schützen, ebenso wenig mit einem Schnelltest – denn, wenn ich dank App oder Test feststelle, dass ich infiziert bin, dann ist das für mich selbst nicht mehr hilfreich. Aber: Ich kann mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, niemanden anzustecken. App und Selbsttests schützen daher allein mein Umfeld. Damit ist es eine Frage der Moral, ob ich sie nutze oder nicht – und die Moral erodiert mit der Zeit. Verstärkt wird das dadurch, dass die Leute mit der Zeit pandemiemüde werden.

Hilft es da, an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren?

Apolte: Es spricht nichts dagegen, aber es reicht nicht. Wer sich persönlich wenig bedroht fühlt, tendiert zur Suche nach Argumenten, um mangelnde Umsicht zu rechtfertigen. Mit der Einsicht in die relativ geringe individuelle Bedrohung greift das schnell um sich. Bereits im Juli konnte man die Folgen beobachten. Die Politik hätte damals bereits zu spürbaren Kontaktbeschränkungen zurückkehren und zugleich eine nachhaltige Strategie entwickeln müssen. Es gab bereits Schnelltests. Man hätte also eine Teststrategie mit einer weiterentwickelten App als integralem Bestandteil vorbereiten können. Stattdessen hat man die heraufziehende Gefahr grob unterschätzt und gegen alle Warnungen der Wissenschaft auf einen milden Verlauf im Winter gesetzt.

Hinzu kam, dass alle die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenzen so gedeutet haben, wie sie wollten.

Apolte: So, wie die einzelnen Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr für andere zu gering gewichten, so gewichtet jeder Ministerpräsident die von seinem Bundesland ausgehende Gefahr für andere Bundesländer auch nicht genügend. Das ist aus deren Sicht wiederum durchaus vernünftig. In der Folge gewichten sie das gesamte Infektionsgeschehen aber systematisch zu wenig, genau so, wie es die Rationalitätenfalle voraussagt. Zuletzt verteidigten die Ministerpräsidenten selbst im Angesicht der herannahenden Katastrophe fast nur noch ihre landesspezifischen Interessen gegen die von der Bundeskanzlerin gewünschten umfassenden Maßnahmen.

Ihrer Überzeugung nach haben die westlichen Länder bei der Pandemie-Bekämpfung noch viel Potenzial nach oben. Könnten Sie das mit Beispielen erläutern?

Apolte: Ich will nicht nachkarten. Aber es wäre besser gewesen, von Anfang an konsequent auf eine effektive digitale Kontaktverfolgung zu setzen. Hier können wir von den asiatischen Demokratien viel lernen. Die unumgänglichen datenschutzrechtlichen Eingriffe wären dabei eher milde, zumindest verglichen mit den jetzigen Einschränkungen. Es ist aber noch immer nicht zu spät. Es gibt inzwischen die Luca-App, die bezeichnenderweise aus der Privatwirtschaft kommt – die müssen wir und die Gesundheitsämter konsequent nutzen. Außerdem hätte man bei den Test-Technologien früher und offensiver vorgehen sollen, vor allem für die Schulen. Das gilt auch für die jetzt erst einsetzenden Bemühungen, den Zugang zu bestimmten Orten von einem negativen Testergebnis abhängig zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: Angesichts der aktuellen Entwicklung werden wir an einem weiteren harten Lockdown nicht vorbeikommen. Dann aber brauchen wir eine Überbrückung, bis wir mit den Impfungen so weit sind wie zum Beispiel Israel. Die kann nicht aus sechs weiteren Monaten Lockdown bestehen.

Was muss jetzt passieren, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen?

Apolte: Die kurzfristige Chance besteht vor allem im Testen. Stellen Sie sich vor, wir würden uns alle jeden Morgen so selbstverständlich testen, wie wir uns die Zähne putzen. Dann würde allein dadurch das Virus aussterben – ohne Impfung und ohne jede weitere Maßnahme. Hierzu reichte eine Testgenauigkeit von 80 Prozent, wie sie die meisten Selbsttests haben.

Das klingt schön, aber nicht allzu realistisch.

Apolte: Mag sein, aber wir könnten und sollten in den Schulen so bald wie möglich täglich testen und dann dazu übergehen, Restaurants, Kinos und andere Orte für Leute zu öffnen, die einen frischen Test haben. Mit einem frischen Test ist es sehr unwahrscheinlich, andere anzustecken, selbst wenn man schon infiziert ist.

Wie viele Selbsttests haben Sie schon gemacht?

Apolte: Um ehrlich zu sein, ich habe gestern meinen ersten Selbsttest gemacht. Den habe ich mir vor ein paar Tagen in einer Apotheke besorgt.

Bei Aldi war er nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Teststrategie mag zwar gut sein, aber es muss die Tests auch geben, und zwar in großer Menge.

Apolte: Sicher, aber das läuft gerade an. Wie gesagt kann das kein Ersatz für beherzte Maßnahmen sein, wie wir sie in der aktuellen und überaus gefährlichen Lage jetzt dringend brauchen. Die Zwischenzeit sollten wir aber zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den Test-Nachweis und für die Versorgung der Schulen und KITAS mit Tests nutzen. Wenn wir hier die richtige Reihenfolge beachten, dann könnten wir mit Hilfe frischer Tests wirklich bald wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio zu gehen – ohne uns und andere zu gefährden. Als wichtigen Nebeneffekt sendet dies einen sehr großen Anreiz aus, sich häufig testen zu lassen. Dann testen wir uns nicht, um andere zu schützen, sondern um Zugang zu erhalten. Die Testproduktion passt sich dann von allein an, getrieben von Erwerbsstreben. Der Antrieb über den Eigennutz mag weniger moralisch klingen, ist aber umso effektiver.

Wie das Coronavirus führt auch der Klimawandel letztlich zu einer Gesundheitskrise. Sehen Sie Parallelen zwischen Corona- und Klimakrise?

Apolte: Ja, es gibt Parallelen, aber es gibt auch bedeutende Unterschiede. Die Parallele liegt darin, dass es den einzelnen Menschen nichts hilft, das Problem zu erkennen. Denn als Einzelner werde ich auch mit vorbildlichem Verhalten das Klima nicht retten können. Daher brauchen wir genauso wie in der Coronakrise eine staatliche Koordination dieses Handelns – etwa durch eine CO2-Besteuerung. Der Unterschied ist, dass eine solche Koordination beim Klima weltweit erfolgen muss, wir aber keine Weltregierung haben. Bei rund 200 Staaten weltweit macht das die Bekämpfung der Klimakatastrophe ungleich komplizierter. Denken wir nur an das Desaster der Ministerpräsidentenkonferenzen. Insofern bin ich bei Corona durchaus optimistisch, dass wir die Probleme noch in diesem Jahr in den Griff bekommen – beim Klimawandel bin ich das leider nicht.

Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: https://ots.de/YNLOYz.

Abdruck bitte unter Angabe der Quelle: pharma-fakten.de

Belegexemplare gerne an redaktion@pharma-fakten.de.

PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland

PHARMA FAKTEN ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 15 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche organisiert sind. Kern der Initiative ist die Online-Plattform www.pharma-fakten.de, an der eine eigenständige Redaktion kontinuierlich arbeitet. Pharma Fakten berichtet seit 2014 regelmäßig über Gesundheitsthemen. Schwerpunkte sind die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den verschiedensten Indikationen sowie gesundheitspolitische und ökonomische Hintergründe.

Pressekontakt:

Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten

Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt

Veröffentlicht am

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte

01.04.2021 – 11:34

PHARMA FAKTEN

Corona-Pandemie: „Es ist noch immer nicht zu spät“
Interview mit Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte


















München (ots)

Die Corona-Pandemie hat uns geradewegs in die so genannte „Rationalitätenfalle“ geführt – sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Thomas Apolte. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie wir dieser Falle wieder entkommen, was passieren muss, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen – und welche Parallelen es zwischen Corona- und Klimakrise gibt.

https://ots.de/NdvHNS

Herr Prof. Apolte, Sie schreiben in einem Beitrag zur „Pandemiebekämpfung im Westen“, die Menschen müssten ihr persönliches Infektionsrisiko höher einschätzen als es tatsächlich ist, damit sich das Coronavirus nicht exponentiell verbreitet. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Prof. Dr. Thomas Apolte: Im Frühjahr 2020 haben die Menschen ihr persönliches Risiko zunächst überschätzt. Bedenken wir: Es war über das Jahr gerechnet mit knapp vier Prozent nicht allzu wahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken. Und falls doch, betrug die Wahrscheinlichkeit, zu Tode zu kommen, ungefähr ein Prozent. Kombiniert lag das Sterberisiko für einen einzelnen Menschen bei 0,4 Promille und damit nicht besonders hoch – dieses Risiko haben die Menschen zunächst stark überschätzt.

Hätten wir es damals also lockerer angehen können – ohne Maske, ohne Abstand, ohne Lockdown?

Apolte: Auf keinen Fall. Denn es gibt noch eine andere Seite: Man löst durch unvorsichtiges Verhalten einen weiteren Schaden aus – allerdings nicht bei sich selbst, sondern durch Ansteckung bei anderen Menschen. Während das Risiko, durch unvorsichtiges Verhalten selbst zu Schaden zu kommen, eher gering ist, beträgt der Schaden bei anderen ein Vielfaches.

Das müssen Sie genauer erklären.

Apolte: Man kann das so verdeutlichen: Wenn ich unvorsichtig bin, bleibt das Infektionsrisiko immer noch überschaubar, und selbst wenn ich mich infiziere, komme ich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem blauen Auge davon. Ich werde aber im Mittel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einen anderen anstecken. Jede sorglose Person steckt im Durchschnitt vielleicht zwei oder drei weitere Personen an. Die werden dann wieder ein bis zwei Personen anstecken und so weiter. Das löst eine Kettenreaktion aus, die am Ende aus womöglich hunderttausend oder mehr weiteren Infektionen besteht – und darunter werden fast mit Sicherheit Todesfälle sein. Das nennen wir Wirtschaftswissenschaftler einen externen Effekt – der Schaden, den eine einzelne Person insgesamt anrichtet, ist größer als der selbst zu tragende Schaden. Der externe Schaden wird gerade bei Corona von den Einzelnen offenbar massiv unterschätzt.

Warum wurden die Menschen im Laufe der Zeit wieder leichtsinniger?

Apolte: Weil ihnen klar wurde, dass das individuelle Risiko nicht sehr hoch ist. Hinzu kommt der externe Effekt: Wer vorsichtig ist und zum Beispiel immer korrekt seine Maske trägt, schützt in erster Linie andere. Die Motivation zum Schutz anderer ist immer schwächer als die Motivation zum eigenen Schutz – so sind wir Menschen eben. Das bezeichnet man als Rationalitätenfalle: Rationales Handeln von Individuen führt nicht immer zu rationalen Ergebnissen für die Gemeinschaft. Je nach Alter, Gesundheitsstand und Risikoneigung muss es individuell nicht irrational sein, sich unvorsichtig zu verhalten. Die kollektive Perspektive ist aber eine andere.

Ist das auch bei anderen Schutzmaßnahmen so, etwa bei Selbsttests oder Warn-App?

Apolte: Ich erinnere mich an Werbeanzeigen für die App, in denen stand: „Schützen Sie sich selbst.“ Die Wahrheit ist: Ich kann mich persönlich mit der App überhaupt nicht schützen, ebenso wenig mit einem Schnelltest – denn, wenn ich dank App oder Test feststelle, dass ich infiziert bin, dann ist das für mich selbst nicht mehr hilfreich. Aber: Ich kann mich in Quarantäne begeben und dafür sorgen, niemanden anzustecken. App und Selbsttests schützen daher allein mein Umfeld. Damit ist es eine Frage der Moral, ob ich sie nutze oder nicht – und die Moral erodiert mit der Zeit. Verstärkt wird das dadurch, dass die Leute mit der Zeit pandemiemüde werden.

Hilft es da, an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren?

Apolte: Es spricht nichts dagegen, aber es reicht nicht. Wer sich persönlich wenig bedroht fühlt, tendiert zur Suche nach Argumenten, um mangelnde Umsicht zu rechtfertigen. Mit der Einsicht in die relativ geringe individuelle Bedrohung greift das schnell um sich. Bereits im Juli konnte man die Folgen beobachten. Die Politik hätte damals bereits zu spürbaren Kontaktbeschränkungen zurückkehren und zugleich eine nachhaltige Strategie entwickeln müssen. Es gab bereits Schnelltests. Man hätte also eine Teststrategie mit einer weiterentwickelten App als integralem Bestandteil vorbereiten können. Stattdessen hat man die heraufziehende Gefahr grob unterschätzt und gegen alle Warnungen der Wissenschaft auf einen milden Verlauf im Winter gesetzt.

Hinzu kam, dass alle die Beschlüsse der Ministerpräsidenten-Konferenzen so gedeutet haben, wie sie wollten.

Apolte: So, wie die einzelnen Menschen die von ihnen ausgehende Gefahr für andere zu gering gewichten, so gewichtet jeder Ministerpräsident die von seinem Bundesland ausgehende Gefahr für andere Bundesländer auch nicht genügend. Das ist aus deren Sicht wiederum durchaus vernünftig. In der Folge gewichten sie das gesamte Infektionsgeschehen aber systematisch zu wenig, genau so, wie es die Rationalitätenfalle voraussagt. Zuletzt verteidigten die Ministerpräsidenten selbst im Angesicht der herannahenden Katastrophe fast nur noch ihre landesspezifischen Interessen gegen die von der Bundeskanzlerin gewünschten umfassenden Maßnahmen.

Ihrer Überzeugung nach haben die westlichen Länder bei der Pandemie-Bekämpfung noch viel Potenzial nach oben. Könnten Sie das mit Beispielen erläutern?

Apolte: Ich will nicht nachkarten. Aber es wäre besser gewesen, von Anfang an konsequent auf eine effektive digitale Kontaktverfolgung zu setzen. Hier können wir von den asiatischen Demokratien viel lernen. Die unumgänglichen datenschutzrechtlichen Eingriffe wären dabei eher milde, zumindest verglichen mit den jetzigen Einschränkungen. Es ist aber noch immer nicht zu spät. Es gibt inzwischen die Luca-App, die bezeichnenderweise aus der Privatwirtschaft kommt – die müssen wir und die Gesundheitsämter konsequent nutzen. Außerdem hätte man bei den Test-Technologien früher und offensiver vorgehen sollen, vor allem für die Schulen. Das gilt auch für die jetzt erst einsetzenden Bemühungen, den Zugang zu bestimmten Orten von einem negativen Testergebnis abhängig zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: Angesichts der aktuellen Entwicklung werden wir an einem weiteren harten Lockdown nicht vorbeikommen. Dann aber brauchen wir eine Überbrückung, bis wir mit den Impfungen so weit sind wie zum Beispiel Israel. Die kann nicht aus sechs weiteren Monaten Lockdown bestehen.

Was muss jetzt passieren, um die Pandemie doch noch in den Griff zu bekommen?

Apolte: Die kurzfristige Chance besteht vor allem im Testen. Stellen Sie sich vor, wir würden uns alle jeden Morgen so selbstverständlich testen, wie wir uns die Zähne putzen. Dann würde allein dadurch das Virus aussterben – ohne Impfung und ohne jede weitere Maßnahme. Hierzu reichte eine Testgenauigkeit von 80 Prozent, wie sie die meisten Selbsttests haben.

Das klingt schön, aber nicht allzu realistisch.

Apolte: Mag sein, aber wir könnten und sollten in den Schulen so bald wie möglich täglich testen und dann dazu übergehen, Restaurants, Kinos und andere Orte für Leute zu öffnen, die einen frischen Test haben. Mit einem frischen Test ist es sehr unwahrscheinlich, andere anzustecken, selbst wenn man schon infiziert ist.

Wie viele Selbsttests haben Sie schon gemacht?

Apolte: Um ehrlich zu sein, ich habe gestern meinen ersten Selbsttest gemacht. Den habe ich mir vor ein paar Tagen in einer Apotheke besorgt.

Bei Aldi war er nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Teststrategie mag zwar gut sein, aber es muss die Tests auch geben, und zwar in großer Menge.

Apolte: Sicher, aber das läuft gerade an. Wie gesagt kann das kein Ersatz für beherzte Maßnahmen sein, wie wir sie in der aktuellen und überaus gefährlichen Lage jetzt dringend brauchen. Die Zwischenzeit sollten wir aber zum Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für den Test-Nachweis und für die Versorgung der Schulen und KITAS mit Tests nutzen. Wenn wir hier die richtige Reihenfolge beachten, dann könnten wir mit Hilfe frischer Tests wirklich bald wieder ins Restaurant oder ins Fitnessstudio zu gehen – ohne uns und andere zu gefährden. Als wichtigen Nebeneffekt sendet dies einen sehr großen Anreiz aus, sich häufig testen zu lassen. Dann testen wir uns nicht, um andere zu schützen, sondern um Zugang zu erhalten. Die Testproduktion passt sich dann von allein an, getrieben von Erwerbsstreben. Der Antrieb über den Eigennutz mag weniger moralisch klingen, ist aber umso effektiver.

Wie das Coronavirus führt auch der Klimawandel letztlich zu einer Gesundheitskrise. Sehen Sie Parallelen zwischen Corona- und Klimakrise?

Apolte: Ja, es gibt Parallelen, aber es gibt auch bedeutende Unterschiede. Die Parallele liegt darin, dass es den einzelnen Menschen nichts hilft, das Problem zu erkennen. Denn als Einzelner werde ich auch mit vorbildlichem Verhalten das Klima nicht retten können. Daher brauchen wir genauso wie in der Coronakrise eine staatliche Koordination dieses Handelns – etwa durch eine CO2-Besteuerung. Der Unterschied ist, dass eine solche Koordination beim Klima weltweit erfolgen muss, wir aber keine Weltregierung haben. Bei rund 200 Staaten weltweit macht das die Bekämpfung der Klimakatastrophe ungleich komplizierter. Denken wir nur an das Desaster der Ministerpräsidentenkonferenzen. Insofern bin ich bei Corona durchaus optimistisch, dass wir die Probleme noch in diesem Jahr in den Griff bekommen – beim Klimawandel bin ich das leider nicht.

Das Interview finden Sie auch auf Pharma Fakten: https://ots.de/YNLOYz.

Abdruck bitte unter Angabe der Quelle: pharma-fakten.de

Belegexemplare gerne an redaktion@pharma-fakten.de.

PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland

PHARMA FAKTEN ist eine Initiative des Pharma Fakten e.V., in dem 15 Unternehmen aus der Arzneimittel-Branche organisiert sind. Kern der Initiative ist die Online-Plattform www.pharma-fakten.de, an der eine eigenständige Redaktion kontinuierlich arbeitet. Pharma Fakten berichtet seit 2014 regelmäßig über Gesundheitsthemen. Schwerpunkte sind die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in den verschiedensten Indikationen sowie gesundheitspolitische und ökonomische Hintergründe.

Pressekontakt:

Redaktion Pharma Fakten
www.pharma-fakten.de
E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
http://twitter.com/pharmafakten

Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt