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Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor – Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010

13.04.2021 – 10:00

Komitee gegen den Vogelmord e. V.

Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor – Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010


















Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor - Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010
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München (ots)

Naturschutzverbände, Polizei und Justiz gehen verstärkt gegen die illegale Verfolgung und Vermarktung geschützter Vogelarten in Bayern vor. Wie die Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (E.D.G.A.R.) mitteilt, wurden seit dem Jahr 2010 insgesamt 185 Fälle mit mehr als 450 Opfern im Freistaat registriert. Dabei handelte es sich 93 Mal um gezielte Vergiftung, 30 Mal um Abschuss, 27 Mal um Fang bzw. Nachstellen mit verbotenen Fallen und 35 Mal um sonstige Tatbestände wie illegaler Besitz und Verkauf von Vogel-Präparaten oder die mutwillige Zerstörung von Nestern. Getötet bzw. vermarktet wurden dabei vor allem Greifvögel wie Rotmilane, Habichte und Bussarde, aber auch andere Arten wie Waldschnepfen, Reiherenten, Eichelhäher sowie Grau- und Silberreiher. „Das Dunkelfeld ist sehr hoch, wir gehen davon aus, dass höchstens 10 Prozent aller begangenen Taten auch bekannt werden“, so Biologe und Komiteesprecher Karl Heinz Kreutzer aus Augsburg.

Besonders stark betroffen sind die Landkreise Landshut (13 Fälle seit 2010), Dingolfing (11 Fälle), Straubing-Bogen (10 Fälle) und Freising (8 Fälle). Im ersten Quartal 2021 wurden in Bayern bisher 12 Fälle bekannt. Darunter auch eine mutmaßliche Vergiftungsserie im Landkreis Straubing-Bogen, wo die Polizei Ende März nach Hinweisen von Spaziergängern vier tote Bussarde, einen Silberreiher und verdächtige Köder sicherstellte. Am vergangenen Freitag (9. April) wurde bei Obersunzing von Mitarbeitern des Komitees gegen den Vogelmord ein weiterer toter Greifvogel entdeckt und von der Polizei geborgen. Die Vögel sollen von Experten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München auf Giftrückstände untersucht werden.

Nach Angaben des Komitees haben Mitarbeiter des Verbandes in den letzten Monaten auch umfangreiche Beweise für den illegalen Handel mit geschossenen Waldschnepfen, Eichelhähern, Enten und anderen Vogelarten zusammengetragen. Betroffen sind insgesamt 14 Präparatoren und Jagdausrüster aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch fünf Firmen aus Bayern. So ermitteln die Staatsanwaltschaften Deggendorf und Landshut gegen zwei Jäger, die unter Verletzung bestehender Vermarktungsverbote einen umfangreichen Handel mit gefrorenen Rabenvögeln und Enten betrieben haben. Bei Durchsuchungen der Wohn- und Geschäftsräume der Beschuldigten wurden Anfang des Jahres mehr als 150 gefrorene Vogelkadaver, Datenträger sowie Geschäftsunterlagen der letzten drei Jahre sichergestellt.

Zwei Trophäenhändler aus Nürnberg und dem Kreis Traunstein wurden von den Vogelschützern angezeigt, weil sie verschiedene besonders und streng geschützte Arten als Präparate im Internet zum Verkauf angeboten hatten. Unter den angebotenen Arten befanden sich auch ausgestopfte Greifvögel. Auch hier ermitteln nun die Behörden.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt aktuell gegen eine Firma für Trachtenmoden. Der Verdacht: Illegaler Handel mit Federn von Eichelhähern, die u.a. zu Hutschmuck verarbeitet wurden. Insgesamt geht es um mehr als 90 einzelne Verkäufe, deren Rechtmäßigkeit jetzt überprüft wird.

Im Falle einer Verurteilung erwarten die Beschuldigten wegen Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Jagdrecht hohe Geldstrafen; der mögliche Strafrahmen reicht bis zu fünf Jahren Haft. Jägern droht zusätzlich der Entzug der Jagderlaubnis. Das Komitee ruft dazu auf, verdächtige Funde oder Verkaufsangebote entweder an die Polizei oder an die bundesweite Hotline „Greifvogelverfolgung“ (Telefon: 0228-665521, Email an EDGAR@komitee.de) zu melden.

Pressekontakt:

Komitee gegen den Vogelmord e.V. (CABS): Dipl-Biol. Axel Hirschfeld
(Pressesprecher), An der Ziegelei 8, D-53127 Bonn, Tel. +49 228
665521 oder Email an komitee@komitee.de

Original-Content von: Komitee gegen den Vogelmord e. V., übermittelt

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Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor – Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010

13.04.2021 – 10:00

Komitee gegen den Vogelmord e. V.

Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor – Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010


















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Naturschutzverbände, Polizei und Justiz gehen verstärkt gegen die illegale Verfolgung und Vermarktung geschützter Vogelarten in Bayern vor. Wie die Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (E.D.G.A.R.) mitteilt, wurden seit dem Jahr 2010 insgesamt 185 Fälle mit mehr als 450 Opfern im Freistaat registriert. Dabei handelte es sich 93 Mal um gezielte Vergiftung, 30 Mal um Abschuss, 27 Mal um Fang bzw. Nachstellen mit verbotenen Fallen und 35 Mal um sonstige Tatbestände wie illegaler Besitz und Verkauf von Vogel-Präparaten oder die mutwillige Zerstörung von Nestern. Getötet bzw. vermarktet wurden dabei vor allem Greifvögel wie Rotmilane, Habichte und Bussarde, aber auch andere Arten wie Waldschnepfen, Reiherenten, Eichelhäher sowie Grau- und Silberreiher. „Das Dunkelfeld ist sehr hoch, wir gehen davon aus, dass höchstens 10 Prozent aller begangenen Taten auch bekannt werden“, so Biologe und Komiteesprecher Karl Heinz Kreutzer aus Augsburg.

Besonders stark betroffen sind die Landkreise Landshut (13 Fälle seit 2010), Dingolfing (11 Fälle), Straubing-Bogen (10 Fälle) und Freising (8 Fälle). Im ersten Quartal 2021 wurden in Bayern bisher 12 Fälle bekannt. Darunter auch eine mutmaßliche Vergiftungsserie im Landkreis Straubing-Bogen, wo die Polizei Ende März nach Hinweisen von Spaziergängern vier tote Bussarde, einen Silberreiher und verdächtige Köder sicherstellte. Am vergangenen Freitag (9. April) wurde bei Obersunzing von Mitarbeitern des Komitees gegen den Vogelmord ein weiterer toter Greifvogel entdeckt und von der Polizei geborgen. Die Vögel sollen von Experten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München auf Giftrückstände untersucht werden.

Nach Angaben des Komitees haben Mitarbeiter des Verbandes in den letzten Monaten auch umfangreiche Beweise für den illegalen Handel mit geschossenen Waldschnepfen, Eichelhähern, Enten und anderen Vogelarten zusammengetragen. Betroffen sind insgesamt 14 Präparatoren und Jagdausrüster aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch fünf Firmen aus Bayern. So ermitteln die Staatsanwaltschaften Deggendorf und Landshut gegen zwei Jäger, die unter Verletzung bestehender Vermarktungsverbote einen umfangreichen Handel mit gefrorenen Rabenvögeln und Enten betrieben haben. Bei Durchsuchungen der Wohn- und Geschäftsräume der Beschuldigten wurden Anfang des Jahres mehr als 150 gefrorene Vogelkadaver, Datenträger sowie Geschäftsunterlagen der letzten drei Jahre sichergestellt.

Zwei Trophäenhändler aus Nürnberg und dem Kreis Traunstein wurden von den Vogelschützern angezeigt, weil sie verschiedene besonders und streng geschützte Arten als Präparate im Internet zum Verkauf angeboten hatten. Unter den angebotenen Arten befanden sich auch ausgestopfte Greifvögel. Auch hier ermitteln nun die Behörden.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt aktuell gegen eine Firma für Trachtenmoden. Der Verdacht: Illegaler Handel mit Federn von Eichelhähern, die u.a. zu Hutschmuck verarbeitet wurden. Insgesamt geht es um mehr als 90 einzelne Verkäufe, deren Rechtmäßigkeit jetzt überprüft wird.

Im Falle einer Verurteilung erwarten die Beschuldigten wegen Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Jagdrecht hohe Geldstrafen; der mögliche Strafrahmen reicht bis zu fünf Jahren Haft. Jägern droht zusätzlich der Entzug der Jagderlaubnis. Das Komitee ruft dazu auf, verdächtige Funde oder Verkaufsangebote entweder an die Polizei oder an die bundesweite Hotline „Greifvogelverfolgung“ (Telefon: 0228-665521, Email an EDGAR@komitee.de) zu melden.

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13.04.2021 – 10:00

Komitee gegen den Vogelmord e. V.

Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor – Mehr als 185 registrierte Fälle seit 2010


















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Naturschutzverbände, Polizei und Justiz gehen verstärkt gegen die illegale Verfolgung und Vermarktung geschützter Vogelarten in Bayern vor. Wie die Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (E.D.G.A.R.) mitteilt, wurden seit dem Jahr 2010 insgesamt 185 Fälle mit mehr als 450 Opfern im Freistaat registriert. Dabei handelte es sich 93 Mal um gezielte Vergiftung, 30 Mal um Abschuss, 27 Mal um Fang bzw. Nachstellen mit verbotenen Fallen und 35 Mal um sonstige Tatbestände wie illegaler Besitz und Verkauf von Vogel-Präparaten oder die mutwillige Zerstörung von Nestern. Getötet bzw. vermarktet wurden dabei vor allem Greifvögel wie Rotmilane, Habichte und Bussarde, aber auch andere Arten wie Waldschnepfen, Reiherenten, Eichelhäher sowie Grau- und Silberreiher. „Das Dunkelfeld ist sehr hoch, wir gehen davon aus, dass höchstens 10 Prozent aller begangenen Taten auch bekannt werden“, so Biologe und Komiteesprecher Karl Heinz Kreutzer aus Augsburg.

Besonders stark betroffen sind die Landkreise Landshut (13 Fälle seit 2010), Dingolfing (11 Fälle), Straubing-Bogen (10 Fälle) und Freising (8 Fälle). Im ersten Quartal 2021 wurden in Bayern bisher 12 Fälle bekannt. Darunter auch eine mutmaßliche Vergiftungsserie im Landkreis Straubing-Bogen, wo die Polizei Ende März nach Hinweisen von Spaziergängern vier tote Bussarde, einen Silberreiher und verdächtige Köder sicherstellte. Am vergangenen Freitag (9. April) wurde bei Obersunzing von Mitarbeitern des Komitees gegen den Vogelmord ein weiterer toter Greifvogel entdeckt und von der Polizei geborgen. Die Vögel sollen von Experten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München auf Giftrückstände untersucht werden.

Nach Angaben des Komitees haben Mitarbeiter des Verbandes in den letzten Monaten auch umfangreiche Beweise für den illegalen Handel mit geschossenen Waldschnepfen, Eichelhähern, Enten und anderen Vogelarten zusammengetragen. Betroffen sind insgesamt 14 Präparatoren und Jagdausrüster aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch fünf Firmen aus Bayern. So ermitteln die Staatsanwaltschaften Deggendorf und Landshut gegen zwei Jäger, die unter Verletzung bestehender Vermarktungsverbote einen umfangreichen Handel mit gefrorenen Rabenvögeln und Enten betrieben haben. Bei Durchsuchungen der Wohn- und Geschäftsräume der Beschuldigten wurden Anfang des Jahres mehr als 150 gefrorene Vogelkadaver, Datenträger sowie Geschäftsunterlagen der letzten drei Jahre sichergestellt.

Zwei Trophäenhändler aus Nürnberg und dem Kreis Traunstein wurden von den Vogelschützern angezeigt, weil sie verschiedene besonders und streng geschützte Arten als Präparate im Internet zum Verkauf angeboten hatten. Unter den angebotenen Arten befanden sich auch ausgestopfte Greifvögel. Auch hier ermitteln nun die Behörden.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt aktuell gegen eine Firma für Trachtenmoden. Der Verdacht: Illegaler Handel mit Federn von Eichelhähern, die u.a. zu Hutschmuck verarbeitet wurden. Insgesamt geht es um mehr als 90 einzelne Verkäufe, deren Rechtmäßigkeit jetzt überprüft wird.

Im Falle einer Verurteilung erwarten die Beschuldigten wegen Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Jagdrecht hohe Geldstrafen; der mögliche Strafrahmen reicht bis zu fünf Jahren Haft. Jägern droht zusätzlich der Entzug der Jagderlaubnis. Das Komitee ruft dazu auf, verdächtige Funde oder Verkaufsangebote entweder an die Polizei oder an die bundesweite Hotline „Greifvogelverfolgung“ (Telefon: 0228-665521, Email an EDGAR@komitee.de) zu melden.

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Komitee gegen den Vogelmord e.V. (CABS): Dipl-Biol. Axel Hirschfeld
(Pressesprecher), An der Ziegelei 8, D-53127 Bonn, Tel. +49 228
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Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettetDas jüngste Baby ist erst sechs Monate alt

07.04.2021 – 10:10

BOS Deutschland e. V.

Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettet
Das jüngste Baby ist erst sechs Monate alt


















Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettet / Das jüngste Baby ist erst sechs Monate alt
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Berlin (ots)

Seit Mitte Februar musste die indonesische BOS Foundation schon drei Orang-Utan-Babys in Zentral-Kalimantan retten. Die Babys sind zwischen sechs und zehn Monaten alt und damit noch vollkommen hilflos. Sie werden jetzt im BOS-Schutzzentrum Nyaru Menteng betreut. Hier erhalten sie nicht nur die notwendige medizinische Versorgung, sondern lernen in einem mehrjährigen Rehabilitationsprozess all das, was ihnen sonst in der Wildnis ihre Mutter beigebracht hätte. Wenn alles gut geht, sind sie nach sieben bis zehn Jahren Ausbildung bereit für die Auswilderung.

Onyer erholt sich im BOS-Rettungszentrum

Der zehn Monate alte männliche Säugling Onyer wurde von der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA im Dorf Dahian Tambuk, Gunung Mas Regency in Zentral-Kalimantan beschlagnahmt und am 15. Februar an das BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng übergeben. Der Dorfbewohner, der das Orang-Utan-Baby bei sich hatte, behauptete, Onyer allein in einem Waldgebiet unweit seines Feldes gefunden zu haben. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Mutter getötet worden ist. Denn keine Orang-Utan-Mutter würde ihr Baby zurücklassen.

Bei der Erstuntersuchung in Nyaru Menteng attestierten die BOS-Tierärzte Onyer eine gute Gesundheit. Noch befindet er sich in Quarantäne und unter regelmäßigen Gesundheitskontrollen. Das ist bei jeder Orang-Utan-Rettung üblich, um keine Krankheiten ins Rettungszentrum einzuschleppen. Unter COVID-19 sind die Quarantänemaßnahmen noch strenger. Sobald Onyer die Quarantäne durchlaufen hat, wird er in die Babygruppe von Nyaru Menteng aufgenommen.

An seinem ersten Tag in Nyaru Menteng war Onyer sehr nervös. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass er sich plötzlich in einer neuen Umgebung mit lauter unbekannten Gesichtern befand. Nachts war er sehr unruhig und weinte jedes Mal, sobald seine Babysitterin aufstand – vermutlich aus Angst, wieder allein gelassen zu werden.

Zum Glück hat Onyer einen recht guten Appetit, trinkt gerne seine Soja-Milch und frisst Obst. Aktuell leidet er an einem leichten grippalen Infekt, den das medizinische Team mit Inhalationen behandelt, auf die er gut anspricht. Am liebsten spielt Onyer auf der Schaukel. Auch an ersten Kletterübungen auf niedriger Höhe hat er sich schon versucht.

Ramangai brauchte dringende medizinische Hilfe

Am 1. März wurde der sechs Monate alte Ramangai von der BOS Foundation in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde BKSDA gerettet. Sieben Stunden dauerte die Fahrt des Rettungsteams in den Unterbezirk Marikit, Katingan Regency in Zentral-Kalimantan. Nach Angaben des Dorfbewohners, der ihn gefangen hielt, hatte der Ramangai im Wald entdeckt, als er auf Vogeljagd war. Der Dorfbewohner sagte, er sei schockiert gewesen, als er plötzlich ein Orang-Utan-Baby von einem Baum fallen sah, ohne jede Spur von seiner Mutter. Er habe nicht gewusst, was er tun solle, denn es wäre beschwerlich, das Baby den langen Weg aus dem Regenwald bis zu ihm nach Hause zu bringen. Doch er habe es nicht übers Herz gebracht, das Orang-Utan-Baby allein zurückzulassen. Da der Jäger wusste, dass Orang-Utans gesetzlich geschützt seien, beschloss er, das Baby doch mitzunehmen. Da er sich tief in einem entlegenen Waldgebiet befand, habe der Jäger Ramangai drei Tage lang tragen müssen, ehe er zuhause war, und ihn auf dem Weg nur mit Kaffee und Bananen füttern können. Das hatte zur Folge, dass das Orang-Utan-Baby stark dehydriert und geschwächt war. Als er zu Hause ankam, gab ihm der Dorfbewohner gesüßte Kondensmilch, in der Hoffnung, Ramangais Zustand würde sich verbessern.

Er meldete seinen Fund der Naturschutzbehörde BKSDA in Zentral-Kalimantan, die sich sofort mit Mitarbeitern der BOS Foundation auf den Weg machte. Schon auf dem Weg ins Rettungszentrum Nyaru Menteng wurde Ramangai über eine Infusion mit Flüssigkeit versorgt, da er extrem schwach und dehydriert war.

Im Rettungszentrum wurde das Baby sofort auf der Quarantänestation intensiv betreut. Ramangai war vor allem nachts sehr unruhig. Er ist schwer traumatisiert vom Verlust seiner Mutter, den zurückliegenden Erlebnissen und davon, plötzlich in eine neue Umgebung voller fremder Menschen gestoßen worden zu sein. Nach zwei Tagen der Behandlung konnte Ramangai der Tropf entfernt werden, da sich sein Flüssigkeitshaushalt normalisiert hatte. Allerdings hat er immer noch leichtes Fieber, und steht unter strenger tierärztlicher Bewachung. Im Gegensatz zu Onyer, sitzt Ramangai lieber ruhig in einem Korb, beaufsichtigt von den engagierten Babysittern der BOS Foundation.

Noch hat das Mädchen keinen Namen

Am 23. März wurde der BOS Foundation ein drittes Orang-Utan-Baby von der Naturschutzbehörde BKSDA übergeben. Noch hat das neun Monate alte Weibchen keinen Namen erhalten. Ein Bauer aus dem Dorf Muroi, Kapuas Regency in Zentral-Kalimantan hatte das Baby entdeckt. Der Bauer behauptete, das Baby gefunden zu haben, als er beim Fischen war. Er habe sich etwa eine Woche um das Orang-Utan-Mädchen gekümmert und sie mit Milchpulver gefüttert, ehe er sie freiwillig der Behörde übergab. Die BOS-Tierärzte stellten fest, dass sich der kleine Orang-Utan in einem guten Gesundheitszustand befand – mit einem großen Appetit auf Bananen und Milch. Das Mädchen befindet sich jetzt im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng mit Onyer und Rawang in Quarantäne. Einige Testergebnisse aus dem Labor stehen noch aus.

Der Lebensraum wird immer knapper

„Die drei Orang-Utan-Babys, die wir jetzt in wenigen Wochen aufgenommen haben, zeigen, dass die Abholzung und unverantwortliche Ausbeutung der Waldökosysteme auf Borneo immer noch anhalten“, sagt Denny Kurniawan, Program-Manager des BOS-Rettungszentrums Nyaru Menteng. „Denn die Zerstörung ihrer Lebensräume ist es, die wilde Orang-Utans dazu zwingt, auf der Suche nach Nahrung in menschliche Gärten und Felder zu wandern – was zu Mensch-Wildtier-Konflikte führt.“ Aus diesem Grund ist die Aufklärung der Menschen auf Borneo ein wichtiger Teil der Arbeit der BOS Foundation. Wenn Orang-Utans auf der Suche nach Nahrung auf den Feldern der Bauern auftauchen, müssen diese wissen, was zu tun ist. Nämlich BOS oder die Behörden informieren, statt zur Waffe zu greifen, um ihr Einkommen oder die Versorgung ihrer Familie zu schützen.

„Keiner der drei geretteten Orang-Utans hatte körperliche Verletzungen wie Stich- oder Schusswunden“, berichtet Dr. Agus Fahroni, Tierarzt in Nyaru Menteng. „Ramangai litt jedoch unter einer schweren Dehydrierung, da die Menschen, die ihn gefunden hatten, nicht wussten, wie man einen Orang-Utan richtig versorgt.“ Jetzt erholen sich der Säugling und die beiden anderen Babys hoffentlich bald von ihrem erlittenen Trauma. Ein Heilungsprozess der lange dauern kann. „Angesichts ihres stabilen körperlichen Zustands und ihres gesunden Appetits sind wir zuversichtlich, dass sie nach Beendigung ihrer Quarantäne den Rehabilitationsprozess durchlaufen können“, meint Dr. Agus Fahroni.

„Die Nachricht der dreifachen Rettung erzeugt in mir Freude und Trauer zugleich: Freude, dem Artensterben drei Leben entrissen zu haben – Trauer, weil die Wahrheit dahinter immer drei getötete Orang-Utan-Mütter bedeutet“, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland e. V.. Und Denny Kurniawan ergänzt: „Mit bestehenden Einschränkungen unserer Arbeit, zu denen uns die COVID-19-Pandemie noch immer zwingt, brauchen wir zunehmend Unterstützung von allen Seiten und aus allen Bereichen, um unsere Bemühungen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebensraums fortführen zu können.“

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Die Fotos und Videos dürfen im Rahmen einer redaktionellen Berichterstattung über BOS Deutschland e.V. bei Nennung des Copyrights BOS Foundation kostenfrei verwendet werden.

Weitere Informationen, Fotos, Videos und Interviewpartner:

BOS Deutschland e.V., Potsdamer Str. 99, 10785 Berlin, Tel.: 030 890 60 76 – 0, www.orangutan.depresse@bos-deutschland.de

Über BOS Deutschland e.V.

Mit einem internationalen Netzwerk an Partnerorganisationen schützt BOS Deutschland e.V. den Borneo-Orang-Utan. In zwei Rettungszentren in Indonesien werden verletzte und verwaiste Tiere aufgenommen, gesund gepflegt und rehabilitiert, so dass sie nach ihrer Ausbildung ausgewildert werden können. BOS Deutschland erschließt neue Schutzgebiete, in denen Orang-Utans wild und frei leben können und forstet zerstörte Regenwaldflächen wieder auf. Der Verein betreibt Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Menschen für die akute Notsituation des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans zu sensibilisieren. Die Waldsicherung und die Information der Bevölkerung sind zwei weitere zentrale Tätigkeitsbereiche als Voraussetzung für die erfolgreiche Auswilderung der Tiere. www.orangutan.de

Um Belegexemplar oder Mitteilung bei Veröffentlichung wird freundlich gebeten.

Pressekontakt:

presse@bos-deutschland.de

Daniel Merdes, Geschäftsführer
030/890 607 6-22, daniel.merdes@bos-deutschland.de
Susanne Danke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030/ 890 607 6-21, susanne.danke@bos-deutschland.de
Dunja Rose, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 030/ 890 607 6-21, dunja.rose@bos-deutschland.de

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Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

07.04.2021 – 10:57

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf


















Berlin (ots)

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

-  Natur, Biodiversität und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn Ölförderpläne des kanadischen Konzerns ReconAfrica umgesetzt werden 
-  Deutschland unterstützt seit Jahrzehnten den Erhalt des Naturschutzgebiets in Namibia, Angola und Botswana mit Millionenbeträgen 
-  DUH startet mit Umweltaktivistin Ina-Maria Shikongo aus Namibia Petition an die Bundesregierung, sich für neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor der Zerstörung eines Naturparadieses. Der kanadische Konzern ReconAfrica bedroht mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Laut örtlichen Naturschützern ist es sehr wahrscheinlich, dass die besonders umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deutschland kommt in diesem Fall eine besondere Rolle zu. Denn im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Kaza-Region seit vielen Jahren in Millionenhöhe. Nach eigenen Angaben sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden. Das Okavango-Delta hat den Welterbe-Schutzstatus ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung und auch der DUH erhalten. Der deutsche Umweltschutzverband engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region. Deshalb appelliert die DUH jetzt gemeinsam mit der örtlichen Aktivistin Ina-Maria Shikongo mit einer Online-Petition an Bundesentwicklungsminister Müller. Er soll sich für Natur und Menschen stark machen – und mindestens eine unabhängige länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung erwirken.

Die Menschen vor Ort kämpfen gegen den kanadischen Ölriesen und die drohende Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlage. Wir unterstützen diese Menschen und wollen gemeinsam mit ihnen Entwicklungsminister Müller dazu bringen, sich für Naturschutz und Welterbe einzusetzen. Deutschland hat nach vielen Jahren der Förderung eine besondere Verantwortung für die Kavango-Region. Darüber hinaus ist es ein völliger Irrsinn, dieses Naturparadies wegen der Förderung eines fossilen Energieträgers zu zerstören. Selbst wenn Öl in großen Mengen in der Region zu finden ist, muss alles dafür getan werden, dass es im Boden bleibt und den Klimawandel nicht weiter anheizt“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek: „Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend über die Pläne in Kenntnis gesetzt und Informationen zu öffentlichen Konsultationen wurden erst nach massivem Widerstand breiter gestreut. Auch dort, wo die Bohrstellen in unmittelbarer Nähe zu Hütten stattfinden, wurden die Leute nicht wirklich informiert, was da auf sie zukommt. Jetzt erkennen sie das enorme Ausmaß eines industriellen Bohrplatzes in einer fast unberührten Landschaft. Wenn die Firma Öl oder Gas findet, könnten Hunderte solcher Bohrplätze folgen – mit irreparablen Schäden für Klima, Umwelt und die indigene Bevölkerung.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem öffentlich über die Pläne berichtet wurde, hat die kanadische Firma ReconAfrica in etlichen Präsentationen, Interviews und Berichten klar dargelegt, dass sie an die Schieferölvorkommen im Untergrund ran will und eine Produktionsphase mittels Fracking von mindestens 25 Jahren anstrebt„, sagt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL): „Auch auf die dafür benötigten enormen Wassermengen in einer stark ariden Gegend weist die Firma explizit in 2020 hin, behauptet nun aber, dass Fracking plötzlich keine Rolle mehr spielen würde.

Hintergrund:

Die kanadische Firma ReconAfrica hat sich die Rechte zur Erkundung einer Ölförderung gesichert. Wenn sie erfolgreich ist, will der Konzern 25 Jahre lang auf namibischer und botswanischer Seite Öl fördern. ReconAfrica vermutet Ölvorkommen von mehr als 120 Milliarden Barrel – genug, um die USA für 16 Jahre mit Öl zu versorgen. Nach Protesten von Umweltschützern wie Fridays for Future Windhoek und der Initiative SOUL dementierte der Konzern ReconAfrica, dass die Fracking-Methode zum Einsatz kommen soll. Aus den Dokumenten des Konzerns wird jedoch klar, dass die Öl- und Gasförderung aus Schieferschichten kaum ohne das extrem umweltschädliche Verfahren möglich wäre.

Fracking stellt für Grund- und Oberflächengewässer eine erhebliche Gefahr dar. Diese laufen durch den Einsatz und die Lagerung von wassergefährdenden Chemikalien und die Bohrungen selbst Gefahr, verschmutzt zu werden. Auch bei der Entsorgung des Wasser-Sand-Chemikaliengemisches bestehen Risiken. Das Lagerstättenwasser, welches durch Fracking zutage tritt, enthält Kohlenwasserstoffe und teilweise radioaktive Bestandteile. Ferner werden pro durchgeführter Bohrung im Schnitt 19 Millionen Liter Süßwasser benötigt, welche der umliegenden Landwirtschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt fehlen würden. Zudem besteht durch den Fracking-Prozess eine erhöhte Erdbebengefahr.

Namibische Gruppen haben darüber informiert, dass ReconAfrica die Umweltschutzprüfung von nicht-neutralen Gutachtern durchführen lässt und lokale Gruppen nicht in öffentliche Konsultationsprozesse eingebunden werden. Stattdessen wird versucht, internationale Organisationen fernzuhalten. Mehrere lokale Aktivisten haben Drohungen erhalten. Zudem gibt es Hinweise, dass die bisherigen Testbohrungen ohne die Sicherung der Wasserrechte durchgeführt werden. Die toxischen Abwässer der Probebohrstellen werden ungesichert gelagert und drohen daher schon jetzt in die Umwelt zu gelangen.

Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für das Okavango-Delta, hat 2010 seine Aufnahme in die Liste der Welterbestätten angestoßen und den Nominierungsprozess finanziell und inhaltlich unterstützt. Im Jahr 2014 erfolgte dann die Aufnahme des Binnendeltas in die Liste der UNESCO als 1.000 Welterbe der Menschheit. Die DUH hatte bereits im Dezember gemeinsam mit anderen Organisationen und Aktivisten wie Andy Gheorghiu einen offenen Brief geschrieben an Namibias Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo und an Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus.

Links:

-  Zur Petition: https://www.change.org/stoppt-oelbohrungen-im-okavango-delta
-  Zur Seite der KfW: https://www.kfw.de/stories/umwelt/naturschutz/kaza-nationalpark/ 

Pressekontakt:

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, 0170 7686923, metz@duh.de

Andy Gheorghiu, Campaigner & Consultant für Klima-/Umweltschutz und Energiepolitik
0160 2030974, andy.gheorghiu@mail.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt

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Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

07.04.2021 – 10:57

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf


















Berlin (ots)

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

-  Natur, Biodiversität und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn Ölförderpläne des kanadischen Konzerns ReconAfrica umgesetzt werden 
-  Deutschland unterstützt seit Jahrzehnten den Erhalt des Naturschutzgebiets in Namibia, Angola und Botswana mit Millionenbeträgen 
-  DUH startet mit Umweltaktivistin Ina-Maria Shikongo aus Namibia Petition an die Bundesregierung, sich für neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor der Zerstörung eines Naturparadieses. Der kanadische Konzern ReconAfrica bedroht mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Laut örtlichen Naturschützern ist es sehr wahrscheinlich, dass die besonders umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deutschland kommt in diesem Fall eine besondere Rolle zu. Denn im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Kaza-Region seit vielen Jahren in Millionenhöhe. Nach eigenen Angaben sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden. Das Okavango-Delta hat den Welterbe-Schutzstatus ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung und auch der DUH erhalten. Der deutsche Umweltschutzverband engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region. Deshalb appelliert die DUH jetzt gemeinsam mit der örtlichen Aktivistin Ina-Maria Shikongo mit einer Online-Petition an Bundesentwicklungsminister Müller. Er soll sich für Natur und Menschen stark machen – und mindestens eine unabhängige länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung erwirken.

Die Menschen vor Ort kämpfen gegen den kanadischen Ölriesen und die drohende Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlage. Wir unterstützen diese Menschen und wollen gemeinsam mit ihnen Entwicklungsminister Müller dazu bringen, sich für Naturschutz und Welterbe einzusetzen. Deutschland hat nach vielen Jahren der Förderung eine besondere Verantwortung für die Kavango-Region. Darüber hinaus ist es ein völliger Irrsinn, dieses Naturparadies wegen der Förderung eines fossilen Energieträgers zu zerstören. Selbst wenn Öl in großen Mengen in der Region zu finden ist, muss alles dafür getan werden, dass es im Boden bleibt und den Klimawandel nicht weiter anheizt“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek: „Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend über die Pläne in Kenntnis gesetzt und Informationen zu öffentlichen Konsultationen wurden erst nach massivem Widerstand breiter gestreut. Auch dort, wo die Bohrstellen in unmittelbarer Nähe zu Hütten stattfinden, wurden die Leute nicht wirklich informiert, was da auf sie zukommt. Jetzt erkennen sie das enorme Ausmaß eines industriellen Bohrplatzes in einer fast unberührten Landschaft. Wenn die Firma Öl oder Gas findet, könnten Hunderte solcher Bohrplätze folgen – mit irreparablen Schäden für Klima, Umwelt und die indigene Bevölkerung.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem öffentlich über die Pläne berichtet wurde, hat die kanadische Firma ReconAfrica in etlichen Präsentationen, Interviews und Berichten klar dargelegt, dass sie an die Schieferölvorkommen im Untergrund ran will und eine Produktionsphase mittels Fracking von mindestens 25 Jahren anstrebt„, sagt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL): „Auch auf die dafür benötigten enormen Wassermengen in einer stark ariden Gegend weist die Firma explizit in 2020 hin, behauptet nun aber, dass Fracking plötzlich keine Rolle mehr spielen würde.

Hintergrund:

Die kanadische Firma ReconAfrica hat sich die Rechte zur Erkundung einer Ölförderung gesichert. Wenn sie erfolgreich ist, will der Konzern 25 Jahre lang auf namibischer und botswanischer Seite Öl fördern. ReconAfrica vermutet Ölvorkommen von mehr als 120 Milliarden Barrel – genug, um die USA für 16 Jahre mit Öl zu versorgen. Nach Protesten von Umweltschützern wie Fridays for Future Windhoek und der Initiative SOUL dementierte der Konzern ReconAfrica, dass die Fracking-Methode zum Einsatz kommen soll. Aus den Dokumenten des Konzerns wird jedoch klar, dass die Öl- und Gasförderung aus Schieferschichten kaum ohne das extrem umweltschädliche Verfahren möglich wäre.

Fracking stellt für Grund- und Oberflächengewässer eine erhebliche Gefahr dar. Diese laufen durch den Einsatz und die Lagerung von wassergefährdenden Chemikalien und die Bohrungen selbst Gefahr, verschmutzt zu werden. Auch bei der Entsorgung des Wasser-Sand-Chemikaliengemisches bestehen Risiken. Das Lagerstättenwasser, welches durch Fracking zutage tritt, enthält Kohlenwasserstoffe und teilweise radioaktive Bestandteile. Ferner werden pro durchgeführter Bohrung im Schnitt 19 Millionen Liter Süßwasser benötigt, welche der umliegenden Landwirtschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt fehlen würden. Zudem besteht durch den Fracking-Prozess eine erhöhte Erdbebengefahr.

Namibische Gruppen haben darüber informiert, dass ReconAfrica die Umweltschutzprüfung von nicht-neutralen Gutachtern durchführen lässt und lokale Gruppen nicht in öffentliche Konsultationsprozesse eingebunden werden. Stattdessen wird versucht, internationale Organisationen fernzuhalten. Mehrere lokale Aktivisten haben Drohungen erhalten. Zudem gibt es Hinweise, dass die bisherigen Testbohrungen ohne die Sicherung der Wasserrechte durchgeführt werden. Die toxischen Abwässer der Probebohrstellen werden ungesichert gelagert und drohen daher schon jetzt in die Umwelt zu gelangen.

Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für das Okavango-Delta, hat 2010 seine Aufnahme in die Liste der Welterbestätten angestoßen und den Nominierungsprozess finanziell und inhaltlich unterstützt. Im Jahr 2014 erfolgte dann die Aufnahme des Binnendeltas in die Liste der UNESCO als 1.000 Welterbe der Menschheit. Die DUH hatte bereits im Dezember gemeinsam mit anderen Organisationen und Aktivisten wie Andy Gheorghiu einen offenen Brief geschrieben an Namibias Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo und an Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus.

Links:

-  Zur Petition: https://www.change.org/stoppt-oelbohrungen-im-okavango-delta
-  Zur Seite der KfW: https://www.kfw.de/stories/umwelt/naturschutz/kaza-nationalpark/ 

Pressekontakt:

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, 0170 7686923, metz@duh.de

Andy Gheorghiu, Campaigner & Consultant für Klima-/Umweltschutz und Energiepolitik
0160 2030974, andy.gheorghiu@mail.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt

Veröffentlicht am

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

07.04.2021 – 10:57

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf


















Berlin (ots)

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

-  Natur, Biodiversität und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn Ölförderpläne des kanadischen Konzerns ReconAfrica umgesetzt werden 
-  Deutschland unterstützt seit Jahrzehnten den Erhalt des Naturschutzgebiets in Namibia, Angola und Botswana mit Millionenbeträgen 
-  DUH startet mit Umweltaktivistin Ina-Maria Shikongo aus Namibia Petition an die Bundesregierung, sich für neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor der Zerstörung eines Naturparadieses. Der kanadische Konzern ReconAfrica bedroht mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Laut örtlichen Naturschützern ist es sehr wahrscheinlich, dass die besonders umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deutschland kommt in diesem Fall eine besondere Rolle zu. Denn im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Kaza-Region seit vielen Jahren in Millionenhöhe. Nach eigenen Angaben sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden. Das Okavango-Delta hat den Welterbe-Schutzstatus ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung und auch der DUH erhalten. Der deutsche Umweltschutzverband engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region. Deshalb appelliert die DUH jetzt gemeinsam mit der örtlichen Aktivistin Ina-Maria Shikongo mit einer Online-Petition an Bundesentwicklungsminister Müller. Er soll sich für Natur und Menschen stark machen – und mindestens eine unabhängige länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung erwirken.

Die Menschen vor Ort kämpfen gegen den kanadischen Ölriesen und die drohende Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlage. Wir unterstützen diese Menschen und wollen gemeinsam mit ihnen Entwicklungsminister Müller dazu bringen, sich für Naturschutz und Welterbe einzusetzen. Deutschland hat nach vielen Jahren der Förderung eine besondere Verantwortung für die Kavango-Region. Darüber hinaus ist es ein völliger Irrsinn, dieses Naturparadies wegen der Förderung eines fossilen Energieträgers zu zerstören. Selbst wenn Öl in großen Mengen in der Region zu finden ist, muss alles dafür getan werden, dass es im Boden bleibt und den Klimawandel nicht weiter anheizt“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek: „Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend über die Pläne in Kenntnis gesetzt und Informationen zu öffentlichen Konsultationen wurden erst nach massivem Widerstand breiter gestreut. Auch dort, wo die Bohrstellen in unmittelbarer Nähe zu Hütten stattfinden, wurden die Leute nicht wirklich informiert, was da auf sie zukommt. Jetzt erkennen sie das enorme Ausmaß eines industriellen Bohrplatzes in einer fast unberührten Landschaft. Wenn die Firma Öl oder Gas findet, könnten Hunderte solcher Bohrplätze folgen – mit irreparablen Schäden für Klima, Umwelt und die indigene Bevölkerung.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem öffentlich über die Pläne berichtet wurde, hat die kanadische Firma ReconAfrica in etlichen Präsentationen, Interviews und Berichten klar dargelegt, dass sie an die Schieferölvorkommen im Untergrund ran will und eine Produktionsphase mittels Fracking von mindestens 25 Jahren anstrebt„, sagt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL): „Auch auf die dafür benötigten enormen Wassermengen in einer stark ariden Gegend weist die Firma explizit in 2020 hin, behauptet nun aber, dass Fracking plötzlich keine Rolle mehr spielen würde.

Hintergrund:

Die kanadische Firma ReconAfrica hat sich die Rechte zur Erkundung einer Ölförderung gesichert. Wenn sie erfolgreich ist, will der Konzern 25 Jahre lang auf namibischer und botswanischer Seite Öl fördern. ReconAfrica vermutet Ölvorkommen von mehr als 120 Milliarden Barrel – genug, um die USA für 16 Jahre mit Öl zu versorgen. Nach Protesten von Umweltschützern wie Fridays for Future Windhoek und der Initiative SOUL dementierte der Konzern ReconAfrica, dass die Fracking-Methode zum Einsatz kommen soll. Aus den Dokumenten des Konzerns wird jedoch klar, dass die Öl- und Gasförderung aus Schieferschichten kaum ohne das extrem umweltschädliche Verfahren möglich wäre.

Fracking stellt für Grund- und Oberflächengewässer eine erhebliche Gefahr dar. Diese laufen durch den Einsatz und die Lagerung von wassergefährdenden Chemikalien und die Bohrungen selbst Gefahr, verschmutzt zu werden. Auch bei der Entsorgung des Wasser-Sand-Chemikaliengemisches bestehen Risiken. Das Lagerstättenwasser, welches durch Fracking zutage tritt, enthält Kohlenwasserstoffe und teilweise radioaktive Bestandteile. Ferner werden pro durchgeführter Bohrung im Schnitt 19 Millionen Liter Süßwasser benötigt, welche der umliegenden Landwirtschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt fehlen würden. Zudem besteht durch den Fracking-Prozess eine erhöhte Erdbebengefahr.

Namibische Gruppen haben darüber informiert, dass ReconAfrica die Umweltschutzprüfung von nicht-neutralen Gutachtern durchführen lässt und lokale Gruppen nicht in öffentliche Konsultationsprozesse eingebunden werden. Stattdessen wird versucht, internationale Organisationen fernzuhalten. Mehrere lokale Aktivisten haben Drohungen erhalten. Zudem gibt es Hinweise, dass die bisherigen Testbohrungen ohne die Sicherung der Wasserrechte durchgeführt werden. Die toxischen Abwässer der Probebohrstellen werden ungesichert gelagert und drohen daher schon jetzt in die Umwelt zu gelangen.

Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für das Okavango-Delta, hat 2010 seine Aufnahme in die Liste der Welterbestätten angestoßen und den Nominierungsprozess finanziell und inhaltlich unterstützt. Im Jahr 2014 erfolgte dann die Aufnahme des Binnendeltas in die Liste der UNESCO als 1.000 Welterbe der Menschheit. Die DUH hatte bereits im Dezember gemeinsam mit anderen Organisationen und Aktivisten wie Andy Gheorghiu einen offenen Brief geschrieben an Namibias Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo und an Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus.

Links:

-  Zur Petition: https://www.change.org/stoppt-oelbohrungen-im-okavango-delta
-  Zur Seite der KfW: https://www.kfw.de/stories/umwelt/naturschutz/kaza-nationalpark/ 

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07.04.2021 – 10:57

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf


















Berlin (ots)

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

-  Natur, Biodiversität und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn Ölförderpläne des kanadischen Konzerns ReconAfrica umgesetzt werden 
-  Deutschland unterstützt seit Jahrzehnten den Erhalt des Naturschutzgebiets in Namibia, Angola und Botswana mit Millionenbeträgen 
-  DUH startet mit Umweltaktivistin Ina-Maria Shikongo aus Namibia Petition an die Bundesregierung, sich für neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor der Zerstörung eines Naturparadieses. Der kanadische Konzern ReconAfrica bedroht mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Laut örtlichen Naturschützern ist es sehr wahrscheinlich, dass die besonders umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deutschland kommt in diesem Fall eine besondere Rolle zu. Denn im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Kaza-Region seit vielen Jahren in Millionenhöhe. Nach eigenen Angaben sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden. Das Okavango-Delta hat den Welterbe-Schutzstatus ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung und auch der DUH erhalten. Der deutsche Umweltschutzverband engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region. Deshalb appelliert die DUH jetzt gemeinsam mit der örtlichen Aktivistin Ina-Maria Shikongo mit einer Online-Petition an Bundesentwicklungsminister Müller. Er soll sich für Natur und Menschen stark machen – und mindestens eine unabhängige länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung erwirken.

Die Menschen vor Ort kämpfen gegen den kanadischen Ölriesen und die drohende Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlage. Wir unterstützen diese Menschen und wollen gemeinsam mit ihnen Entwicklungsminister Müller dazu bringen, sich für Naturschutz und Welterbe einzusetzen. Deutschland hat nach vielen Jahren der Förderung eine besondere Verantwortung für die Kavango-Region. Darüber hinaus ist es ein völliger Irrsinn, dieses Naturparadies wegen der Förderung eines fossilen Energieträgers zu zerstören. Selbst wenn Öl in großen Mengen in der Region zu finden ist, muss alles dafür getan werden, dass es im Boden bleibt und den Klimawandel nicht weiter anheizt“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek: „Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend über die Pläne in Kenntnis gesetzt und Informationen zu öffentlichen Konsultationen wurden erst nach massivem Widerstand breiter gestreut. Auch dort, wo die Bohrstellen in unmittelbarer Nähe zu Hütten stattfinden, wurden die Leute nicht wirklich informiert, was da auf sie zukommt. Jetzt erkennen sie das enorme Ausmaß eines industriellen Bohrplatzes in einer fast unberührten Landschaft. Wenn die Firma Öl oder Gas findet, könnten Hunderte solcher Bohrplätze folgen – mit irreparablen Schäden für Klima, Umwelt und die indigene Bevölkerung.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem öffentlich über die Pläne berichtet wurde, hat die kanadische Firma ReconAfrica in etlichen Präsentationen, Interviews und Berichten klar dargelegt, dass sie an die Schieferölvorkommen im Untergrund ran will und eine Produktionsphase mittels Fracking von mindestens 25 Jahren anstrebt„, sagt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL): „Auch auf die dafür benötigten enormen Wassermengen in einer stark ariden Gegend weist die Firma explizit in 2020 hin, behauptet nun aber, dass Fracking plötzlich keine Rolle mehr spielen würde.

Hintergrund:

Die kanadische Firma ReconAfrica hat sich die Rechte zur Erkundung einer Ölförderung gesichert. Wenn sie erfolgreich ist, will der Konzern 25 Jahre lang auf namibischer und botswanischer Seite Öl fördern. ReconAfrica vermutet Ölvorkommen von mehr als 120 Milliarden Barrel – genug, um die USA für 16 Jahre mit Öl zu versorgen. Nach Protesten von Umweltschützern wie Fridays for Future Windhoek und der Initiative SOUL dementierte der Konzern ReconAfrica, dass die Fracking-Methode zum Einsatz kommen soll. Aus den Dokumenten des Konzerns wird jedoch klar, dass die Öl- und Gasförderung aus Schieferschichten kaum ohne das extrem umweltschädliche Verfahren möglich wäre.

Fracking stellt für Grund- und Oberflächengewässer eine erhebliche Gefahr dar. Diese laufen durch den Einsatz und die Lagerung von wassergefährdenden Chemikalien und die Bohrungen selbst Gefahr, verschmutzt zu werden. Auch bei der Entsorgung des Wasser-Sand-Chemikaliengemisches bestehen Risiken. Das Lagerstättenwasser, welches durch Fracking zutage tritt, enthält Kohlenwasserstoffe und teilweise radioaktive Bestandteile. Ferner werden pro durchgeführter Bohrung im Schnitt 19 Millionen Liter Süßwasser benötigt, welche der umliegenden Landwirtschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt fehlen würden. Zudem besteht durch den Fracking-Prozess eine erhöhte Erdbebengefahr.

Namibische Gruppen haben darüber informiert, dass ReconAfrica die Umweltschutzprüfung von nicht-neutralen Gutachtern durchführen lässt und lokale Gruppen nicht in öffentliche Konsultationsprozesse eingebunden werden. Stattdessen wird versucht, internationale Organisationen fernzuhalten. Mehrere lokale Aktivisten haben Drohungen erhalten. Zudem gibt es Hinweise, dass die bisherigen Testbohrungen ohne die Sicherung der Wasserrechte durchgeführt werden. Die toxischen Abwässer der Probebohrstellen werden ungesichert gelagert und drohen daher schon jetzt in die Umwelt zu gelangen.

Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für das Okavango-Delta, hat 2010 seine Aufnahme in die Liste der Welterbestätten angestoßen und den Nominierungsprozess finanziell und inhaltlich unterstützt. Im Jahr 2014 erfolgte dann die Aufnahme des Binnendeltas in die Liste der UNESCO als 1.000 Welterbe der Menschheit. Die DUH hatte bereits im Dezember gemeinsam mit anderen Organisationen und Aktivisten wie Andy Gheorghiu einen offenen Brief geschrieben an Namibias Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo und an Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus.

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-  Zur Seite der KfW: https://www.kfw.de/stories/umwelt/naturschutz/kaza-nationalpark/ 

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Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, 0170 7686923, metz@duh.de

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Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettetDas jüngste Baby ist erst sechs Monate alt

07.04.2021 – 10:10

BOS Deutschland e. V.

Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettet
Das jüngste Baby ist erst sechs Monate alt


















Bereits drei Orang-Utan-Babys im Jahr 2021 gerettet / Das jüngste Baby ist erst sechs Monate alt
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Berlin (ots)

Seit Mitte Februar musste die indonesische BOS Foundation schon drei Orang-Utan-Babys in Zentral-Kalimantan retten. Die Babys sind zwischen sechs und zehn Monaten alt und damit noch vollkommen hilflos. Sie werden jetzt im BOS-Schutzzentrum Nyaru Menteng betreut. Hier erhalten sie nicht nur die notwendige medizinische Versorgung, sondern lernen in einem mehrjährigen Rehabilitationsprozess all das, was ihnen sonst in der Wildnis ihre Mutter beigebracht hätte. Wenn alles gut geht, sind sie nach sieben bis zehn Jahren Ausbildung bereit für die Auswilderung.

Onyer erholt sich im BOS-Rettungszentrum

Der zehn Monate alte männliche Säugling Onyer wurde von der indonesischen Naturschutzbehörde BKSDA im Dorf Dahian Tambuk, Gunung Mas Regency in Zentral-Kalimantan beschlagnahmt und am 15. Februar an das BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng übergeben. Der Dorfbewohner, der das Orang-Utan-Baby bei sich hatte, behauptete, Onyer allein in einem Waldgebiet unweit seines Feldes gefunden zu haben. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Mutter getötet worden ist. Denn keine Orang-Utan-Mutter würde ihr Baby zurücklassen.

Bei der Erstuntersuchung in Nyaru Menteng attestierten die BOS-Tierärzte Onyer eine gute Gesundheit. Noch befindet er sich in Quarantäne und unter regelmäßigen Gesundheitskontrollen. Das ist bei jeder Orang-Utan-Rettung üblich, um keine Krankheiten ins Rettungszentrum einzuschleppen. Unter COVID-19 sind die Quarantänemaßnahmen noch strenger. Sobald Onyer die Quarantäne durchlaufen hat, wird er in die Babygruppe von Nyaru Menteng aufgenommen.

An seinem ersten Tag in Nyaru Menteng war Onyer sehr nervös. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass er sich plötzlich in einer neuen Umgebung mit lauter unbekannten Gesichtern befand. Nachts war er sehr unruhig und weinte jedes Mal, sobald seine Babysitterin aufstand – vermutlich aus Angst, wieder allein gelassen zu werden.

Zum Glück hat Onyer einen recht guten Appetit, trinkt gerne seine Soja-Milch und frisst Obst. Aktuell leidet er an einem leichten grippalen Infekt, den das medizinische Team mit Inhalationen behandelt, auf die er gut anspricht. Am liebsten spielt Onyer auf der Schaukel. Auch an ersten Kletterübungen auf niedriger Höhe hat er sich schon versucht.

Ramangai brauchte dringende medizinische Hilfe

Am 1. März wurde der sechs Monate alte Ramangai von der BOS Foundation in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde BKSDA gerettet. Sieben Stunden dauerte die Fahrt des Rettungsteams in den Unterbezirk Marikit, Katingan Regency in Zentral-Kalimantan. Nach Angaben des Dorfbewohners, der ihn gefangen hielt, hatte der Ramangai im Wald entdeckt, als er auf Vogeljagd war. Der Dorfbewohner sagte, er sei schockiert gewesen, als er plötzlich ein Orang-Utan-Baby von einem Baum fallen sah, ohne jede Spur von seiner Mutter. Er habe nicht gewusst, was er tun solle, denn es wäre beschwerlich, das Baby den langen Weg aus dem Regenwald bis zu ihm nach Hause zu bringen. Doch er habe es nicht übers Herz gebracht, das Orang-Utan-Baby allein zurückzulassen. Da der Jäger wusste, dass Orang-Utans gesetzlich geschützt seien, beschloss er, das Baby doch mitzunehmen. Da er sich tief in einem entlegenen Waldgebiet befand, habe der Jäger Ramangai drei Tage lang tragen müssen, ehe er zuhause war, und ihn auf dem Weg nur mit Kaffee und Bananen füttern können. Das hatte zur Folge, dass das Orang-Utan-Baby stark dehydriert und geschwächt war. Als er zu Hause ankam, gab ihm der Dorfbewohner gesüßte Kondensmilch, in der Hoffnung, Ramangais Zustand würde sich verbessern.

Er meldete seinen Fund der Naturschutzbehörde BKSDA in Zentral-Kalimantan, die sich sofort mit Mitarbeitern der BOS Foundation auf den Weg machte. Schon auf dem Weg ins Rettungszentrum Nyaru Menteng wurde Ramangai über eine Infusion mit Flüssigkeit versorgt, da er extrem schwach und dehydriert war.

Im Rettungszentrum wurde das Baby sofort auf der Quarantänestation intensiv betreut. Ramangai war vor allem nachts sehr unruhig. Er ist schwer traumatisiert vom Verlust seiner Mutter, den zurückliegenden Erlebnissen und davon, plötzlich in eine neue Umgebung voller fremder Menschen gestoßen worden zu sein. Nach zwei Tagen der Behandlung konnte Ramangai der Tropf entfernt werden, da sich sein Flüssigkeitshaushalt normalisiert hatte. Allerdings hat er immer noch leichtes Fieber, und steht unter strenger tierärztlicher Bewachung. Im Gegensatz zu Onyer, sitzt Ramangai lieber ruhig in einem Korb, beaufsichtigt von den engagierten Babysittern der BOS Foundation.

Noch hat das Mädchen keinen Namen

Am 23. März wurde der BOS Foundation ein drittes Orang-Utan-Baby von der Naturschutzbehörde BKSDA übergeben. Noch hat das neun Monate alte Weibchen keinen Namen erhalten. Ein Bauer aus dem Dorf Muroi, Kapuas Regency in Zentral-Kalimantan hatte das Baby entdeckt. Der Bauer behauptete, das Baby gefunden zu haben, als er beim Fischen war. Er habe sich etwa eine Woche um das Orang-Utan-Mädchen gekümmert und sie mit Milchpulver gefüttert, ehe er sie freiwillig der Behörde übergab. Die BOS-Tierärzte stellten fest, dass sich der kleine Orang-Utan in einem guten Gesundheitszustand befand – mit einem großen Appetit auf Bananen und Milch. Das Mädchen befindet sich jetzt im BOS-Rettungszentrum Nyaru Menteng mit Onyer und Rawang in Quarantäne. Einige Testergebnisse aus dem Labor stehen noch aus.

Der Lebensraum wird immer knapper

„Die drei Orang-Utan-Babys, die wir jetzt in wenigen Wochen aufgenommen haben, zeigen, dass die Abholzung und unverantwortliche Ausbeutung der Waldökosysteme auf Borneo immer noch anhalten“, sagt Denny Kurniawan, Program-Manager des BOS-Rettungszentrums Nyaru Menteng. „Denn die Zerstörung ihrer Lebensräume ist es, die wilde Orang-Utans dazu zwingt, auf der Suche nach Nahrung in menschliche Gärten und Felder zu wandern – was zu Mensch-Wildtier-Konflikte führt.“ Aus diesem Grund ist die Aufklärung der Menschen auf Borneo ein wichtiger Teil der Arbeit der BOS Foundation. Wenn Orang-Utans auf der Suche nach Nahrung auf den Feldern der Bauern auftauchen, müssen diese wissen, was zu tun ist. Nämlich BOS oder die Behörden informieren, statt zur Waffe zu greifen, um ihr Einkommen oder die Versorgung ihrer Familie zu schützen.

„Keiner der drei geretteten Orang-Utans hatte körperliche Verletzungen wie Stich- oder Schusswunden“, berichtet Dr. Agus Fahroni, Tierarzt in Nyaru Menteng. „Ramangai litt jedoch unter einer schweren Dehydrierung, da die Menschen, die ihn gefunden hatten, nicht wussten, wie man einen Orang-Utan richtig versorgt.“ Jetzt erholen sich der Säugling und die beiden anderen Babys hoffentlich bald von ihrem erlittenen Trauma. Ein Heilungsprozess der lange dauern kann. „Angesichts ihres stabilen körperlichen Zustands und ihres gesunden Appetits sind wir zuversichtlich, dass sie nach Beendigung ihrer Quarantäne den Rehabilitationsprozess durchlaufen können“, meint Dr. Agus Fahroni.

„Die Nachricht der dreifachen Rettung erzeugt in mir Freude und Trauer zugleich: Freude, dem Artensterben drei Leben entrissen zu haben – Trauer, weil die Wahrheit dahinter immer drei getötete Orang-Utan-Mütter bedeutet“, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland e. V.. Und Denny Kurniawan ergänzt: „Mit bestehenden Einschränkungen unserer Arbeit, zu denen uns die COVID-19-Pandemie noch immer zwingt, brauchen wir zunehmend Unterstützung von allen Seiten und aus allen Bereichen, um unsere Bemühungen zum Schutz der Orang-Utans und ihres Lebensraums fortführen zu können.“

Fotos und Videos zur redaktionellen Verwendung:

Hier geht es zur Kollektion

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Die Fotos und Videos dürfen im Rahmen einer redaktionellen Berichterstattung über BOS Deutschland e.V. bei Nennung des Copyrights BOS Foundation kostenfrei verwendet werden.

Weitere Informationen, Fotos, Videos und Interviewpartner:

BOS Deutschland e.V., Potsdamer Str. 99, 10785 Berlin, Tel.: 030 890 60 76 – 0, www.orangutan.depresse@bos-deutschland.de

Über BOS Deutschland e.V.

Mit einem internationalen Netzwerk an Partnerorganisationen schützt BOS Deutschland e.V. den Borneo-Orang-Utan. In zwei Rettungszentren in Indonesien werden verletzte und verwaiste Tiere aufgenommen, gesund gepflegt und rehabilitiert, so dass sie nach ihrer Ausbildung ausgewildert werden können. BOS Deutschland erschließt neue Schutzgebiete, in denen Orang-Utans wild und frei leben können und forstet zerstörte Regenwaldflächen wieder auf. Der Verein betreibt Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Menschen für die akute Notsituation des vom Aussterben bedrohten Orang-Utans zu sensibilisieren. Die Waldsicherung und die Information der Bevölkerung sind zwei weitere zentrale Tätigkeitsbereiche als Voraussetzung für die erfolgreiche Auswilderung der Tiere. www.orangutan.de

Um Belegexemplar oder Mitteilung bei Veröffentlichung wird freundlich gebeten.

Pressekontakt:

presse@bos-deutschland.de

Daniel Merdes, Geschäftsführer
030/890 607 6-22, daniel.merdes@bos-deutschland.de
Susanne Danke, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030/ 890 607 6-21, susanne.danke@bos-deutschland.de
Dunja Rose, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 030/ 890 607 6-21, dunja.rose@bos-deutschland.de

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Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

07.04.2021 – 10:57

Deutsche Umwelthilfe e.V.

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Berlin (ots)

Ölkonzern bedroht mit Fracking das Weltnaturerbe Okavango-Delta: Deutsche Umwelthilfe fordert Entwicklungsminister Müller zum Handeln auf

-  Natur, Biodiversität und Lebensgrundlage vieler Menschen werden zerstört, wenn Ölförderpläne des kanadischen Konzerns ReconAfrica umgesetzt werden 
-  Deutschland unterstützt seit Jahrzehnten den Erhalt des Naturschutzgebiets in Namibia, Angola und Botswana mit Millionenbeträgen 
-  DUH startet mit Umweltaktivistin Ina-Maria Shikongo aus Namibia Petition an die Bundesregierung, sich für neutrale Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor der Zerstörung eines Naturparadieses. Der kanadische Konzern ReconAfrica bedroht mit Öl- und Gasförderplänen in Namibia und Botswana eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lebensräume und Wasserressourcen der Menschen. Davon betroffen ist das größte Naturschutzgebiet der Region, die Kavango Zambezi Conservation Area (Kaza), zu welcher auch das Weltnaturerbe Okavango-Delta gehört. Laut örtlichen Naturschützern ist es sehr wahrscheinlich, dass die besonders umweltschädliche Fördermethode Fracking zum Einsatz kommt. Durch die Ölbohrungen und den damit verbundenen Schwerlastverkehr sind eine erhebliche Belastung der Gewässer und massive Schäden am Ökosystem und der Tierwelt zu erwarten. Obwohl Probebohrungen bereits Ende 2020 begonnen haben, fehlt bis heute eine neutrale, länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deutschland kommt in diesem Fall eine besondere Rolle zu. Denn im Auftrag der Bundesregierung unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Kaza-Region seit vielen Jahren in Millionenhöhe. Nach eigenen Angaben sollen vor allem Naturschutz und Tourismus gefördert werden. Das Okavango-Delta hat den Welterbe-Schutzstatus ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung und auch der DUH erhalten. Der deutsche Umweltschutzverband engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Region. Deshalb appelliert die DUH jetzt gemeinsam mit der örtlichen Aktivistin Ina-Maria Shikongo mit einer Online-Petition an Bundesentwicklungsminister Müller. Er soll sich für Natur und Menschen stark machen – und mindestens eine unabhängige länderübergreifende Umweltverträglichkeitsprüfung erwirken.

Die Menschen vor Ort kämpfen gegen den kanadischen Ölriesen und die drohende Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlage. Wir unterstützen diese Menschen und wollen gemeinsam mit ihnen Entwicklungsminister Müller dazu bringen, sich für Naturschutz und Welterbe einzusetzen. Deutschland hat nach vielen Jahren der Förderung eine besondere Verantwortung für die Kavango-Region. Darüber hinaus ist es ein völliger Irrsinn, dieses Naturparadies wegen der Förderung eines fossilen Energieträgers zu zerstören. Selbst wenn Öl in großen Mengen in der Region zu finden ist, muss alles dafür getan werden, dass es im Boden bleibt und den Klimawandel nicht weiter anheizt“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Ina-Maria Shikongo, Aktivistin von Fridays for Future Windhoek: „Die lokale Bevölkerung wurde nicht ausreichend über die Pläne in Kenntnis gesetzt und Informationen zu öffentlichen Konsultationen wurden erst nach massivem Widerstand breiter gestreut. Auch dort, wo die Bohrstellen in unmittelbarer Nähe zu Hütten stattfinden, wurden die Leute nicht wirklich informiert, was da auf sie zukommt. Jetzt erkennen sie das enorme Ausmaß eines industriellen Bohrplatzes in einer fast unberührten Landschaft. Wenn die Firma Öl oder Gas findet, könnten Hunderte solcher Bohrplätze folgen – mit irreparablen Schäden für Klima, Umwelt und die indigene Bevölkerung.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem öffentlich über die Pläne berichtet wurde, hat die kanadische Firma ReconAfrica in etlichen Präsentationen, Interviews und Berichten klar dargelegt, dass sie an die Schieferölvorkommen im Untergrund ran will und eine Produktionsphase mittels Fracking von mindestens 25 Jahren anstrebt„, sagt Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL): „Auch auf die dafür benötigten enormen Wassermengen in einer stark ariden Gegend weist die Firma explizit in 2020 hin, behauptet nun aber, dass Fracking plötzlich keine Rolle mehr spielen würde.

Hintergrund:

Die kanadische Firma ReconAfrica hat sich die Rechte zur Erkundung einer Ölförderung gesichert. Wenn sie erfolgreich ist, will der Konzern 25 Jahre lang auf namibischer und botswanischer Seite Öl fördern. ReconAfrica vermutet Ölvorkommen von mehr als 120 Milliarden Barrel – genug, um die USA für 16 Jahre mit Öl zu versorgen. Nach Protesten von Umweltschützern wie Fridays for Future Windhoek und der Initiative SOUL dementierte der Konzern ReconAfrica, dass die Fracking-Methode zum Einsatz kommen soll. Aus den Dokumenten des Konzerns wird jedoch klar, dass die Öl- und Gasförderung aus Schieferschichten kaum ohne das extrem umweltschädliche Verfahren möglich wäre.

Fracking stellt für Grund- und Oberflächengewässer eine erhebliche Gefahr dar. Diese laufen durch den Einsatz und die Lagerung von wassergefährdenden Chemikalien und die Bohrungen selbst Gefahr, verschmutzt zu werden. Auch bei der Entsorgung des Wasser-Sand-Chemikaliengemisches bestehen Risiken. Das Lagerstättenwasser, welches durch Fracking zutage tritt, enthält Kohlenwasserstoffe und teilweise radioaktive Bestandteile. Ferner werden pro durchgeführter Bohrung im Schnitt 19 Millionen Liter Süßwasser benötigt, welche der umliegenden Landwirtschaft sowie der Tier- und Pflanzenwelt fehlen würden. Zudem besteht durch den Fracking-Prozess eine erhöhte Erdbebengefahr.

Namibische Gruppen haben darüber informiert, dass ReconAfrica die Umweltschutzprüfung von nicht-neutralen Gutachtern durchführen lässt und lokale Gruppen nicht in öffentliche Konsultationsprozesse eingebunden werden. Stattdessen wird versucht, internationale Organisationen fernzuhalten. Mehrere lokale Aktivisten haben Drohungen erhalten. Zudem gibt es Hinweise, dass die bisherigen Testbohrungen ohne die Sicherung der Wasserrechte durchgeführt werden. Die toxischen Abwässer der Probebohrstellen werden ungesichert gelagert und drohen daher schon jetzt in die Umwelt zu gelangen.

Die DUH engagiert sich seit vielen Jahren für das Okavango-Delta, hat 2010 seine Aufnahme in die Liste der Welterbestätten angestoßen und den Nominierungsprozess finanziell und inhaltlich unterstützt. Im Jahr 2014 erfolgte dann die Aufnahme des Binnendeltas in die Liste der UNESCO als 1.000 Welterbe der Menschheit. Die DUH hatte bereits im Dezember gemeinsam mit anderen Organisationen und Aktivisten wie Andy Gheorghiu einen offenen Brief geschrieben an Namibias Minister für Bergbau und Energie, Tom Alweendo und an Pohamba Shifeta, Minister für Umwelt, Forstwirtschaft und Tourismus.

Links:

-  Zur Petition: https://www.change.org/stoppt-oelbohrungen-im-okavango-delta
-  Zur Seite der KfW: https://www.kfw.de/stories/umwelt/naturschutz/kaza-nationalpark/ 

Pressekontakt:

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
030 2400867-74, 0170 7686923, metz@duh.de

Andy Gheorghiu, Campaigner & Consultant für Klima-/Umweltschutz und Energiepolitik
0160 2030974, andy.gheorghiu@mail.de

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Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
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